Le Roleplay

Gabriel
So kam es, dass wir dem Lieferanten einfach die nächste Wohnadresse gaben, mit der Anweisung, dort nicht zu klingeln, sondern nach zwei Jungs am Straßenrand Ausschau zu halten. Zwar sah uns dieser dann mit dem seltsamsten Blick, den ich je bekommen hatte, an, aber wir hatten zumindest was zu essen und auch zu trinken.
Während wir aßen, kehrte wieder diese friedliche Stille ein, und ich fühlte mich einfach total glücklich. Alles war gerade nur schön und am richtigen Ort. Ich konnte es nicht mal richtig beschreiben.
Nachdem ich fertig war, warf ich die Schachtel in irgendeine Ecke und ließ mich rücklings fallen, wobei sich ein seliges Lächeln auf meine Lippen schlich. Ein paar Minuten verstrichen, bevor ich die Arme hinter dem Kopf verschränkte und wiederum die Stille durchbrach.
"Sag mal, Finn? Woher kennst du deine Freundin überhaupt? Erzähl mal ein bisschen, du kannst das so gut~"

Finn
"Meinst du?"
Ich lehnte mich neben Gab an die Wand des Baumhauses, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das das geeignetste Thema war, die Atmosphäre verlangte irgendwie schon nach einer Geschichte oder einer Erzählung. Also begann ichschließlich, zu reden.
"Es war nicht wirklich was besonderes, kein besonderer Umstand oder so, wir waren nur zusammen in Französisch und hatten ein paar Mal geredet, das war alles. Ein Kumpel hat auf seiner Geburtstagsfeier dann ein bisschen mit Alkohol um sich geworfen, es war im Sommer und wir waren draußen, und sind auf eine Gruppe Mädels gestoßen, die auch schon ein bisschen was getrunken hatten, und wir haben uns zusammen getan. Ich war dann irgendwie total begeistert, dass ich jemanden kannte, und wir haben die ganze Zeit nur noch miteinander geredet, um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung mehr, was. Irgendwann sind wir dann wohl an meinem Haus vorbeigelaufen oder so, und ich hielt es für eine gute Idee, mit ihr abzuhauen. Die anderen haben uns in der Nacht bestimmt noch zwanzig Mal angerufen, wahrscheinlich dachten die, dass wir zu betrunken waren und irgendwo in die Schlucht gefallen sind oder so. Und ab da waren wir dann wohl irgendwie zusammen, obwohl es noch etwa eine Woche noch nichts offizielles war. Sie hat mich dann nach einer Französschstunde beiseitegenommen undgefragt, ob wir jetzteigentlich ein Paar seien. Ich hab' ja gesagt. Und das war jetzt vor bald einem Jahr.", erzählte ich, aber irgendwie hatte sich meine Stimmung durch diese Erinnerung eher gedrückt als gehoben. Ich seufzte und rutschte tiefer an der Wand nach unten, wobei ich versuchte, meinen Kopf irgendwie an Gab zu lehnen. Das gelang irgendwie nicht ganz, also beschloss ich, mich einfach ganz auf den Boden zu legen und ihn als Kissen zu missbrauchen. Ihn schien es nicht zu stören.
"Aber ich weiß auch nicht genau, irgendwie... Also am Anfang war es natürlich dieses Rosarote Brille Ding wie in jeder Beziehung, und wir hingen ständig nur zusammen, und danach wurden wir von jedem irgendwie als das Traumpaar bezeichnet, und das war ja alles gut und recht, wir haben uns gegenseitig unseren Eltern vorgestellt, und es war soweit jeder zufrieden, aber irgendwann... ich weiß nicht. Es ist nicht so, dass ich sie nicht mehr mag, es ist nur so, dass... ach gott, alles, was ich in dieser Situation sagen kann, klingt verdammt kitschig." Ich atmete ein wenig unsicher durch, es kam mir ein wenig seltsam vor, so mit jemandem darüber zu reden, ich kam mir beinahe vor wie beim Psychiater. Nur irgendwie mit mehr druck. Aber irgendwie eben auch nicht. Die Welt der Worte war ein komplizierter Ort. "Also, schon etwas länger als seit ich wusste, dass ich nach Japan gehe, kommt es mir vor, als wäre unsere Beziehung irgendwie nur noch zweckmäßig, so... Wir mögen uns noch, aber... da ist nicht mehr diese Chemie. Aber wenn du schon über ein halbes Jahr zusammen bist und jeder inklusive der Eltern dich kennt, und jeder sie kennt, und du schon ständig über sie gefragt wirst, dann... willst du die Beziehung nicht einfach abbrechen, verstehst du, was ich meine? Man müsste so vielen Leuten alles erklären, und solange es nicht direkt schlecht läuft, oder man nicht jemand anderen im Visier hat, scheint es da irgendwie klüger, die Beziehung einfach so zu lassen. Zumindest empfinde ich da gerade so." schloss ich schließlich ab.

Gabriel
Irgendwann während seines Redeflusses begann ich, Finn leicht übers Haar zu streichen. Manchmal vergrub ich dabei meine Finger in seinen Haaren oder kraulte ihm ein wenig den Kopf. Ich wusste nicht genau, warum, aber es erschien mir einfach, dass das in diesem Moment am meisten Sinn machte.
Nach einer kurzen Pause begann ich mit einem langgezogenen "hm~", meine Sicht der Dinge zu erklären.
"Um ehrlich zu sein, hab ich bei solchen Sachen keine Ahnung, aber ich will versuchen, dir zu helfen. Wenn es nach mir ginge, und auch wenn das jetzt richtig kitschig klingt, solltest du besser auf dein Herz hören. Du musst entscheiden, was dir in dieser Situation am besten passt und wo du dich am wohlsten fühlst. Wenn du im Moment keine Probleme hast, dann scheint es ja nicht unbedingt von großer Bedeutung zu sein."
Ich stockte kurz, beschloss aber doch, noch etwas hinzuzufügen: "Aber du musst immer dich selbst und deine Zukunft in Betracht ziehen. Wie lange du so weitermachen würdest. Ob es dich glücklich macht…"
Dann wurde ich leise.

Ich schwieg erstmal, er hatte ja recht. Aber irgendetwas sagte mir, dass ich, wenn ich wirklich, wie er sagte, meinem Herzen folgte, die Achtung von einigen Leuten in meinem Umkreis schneller verlieren konnte, als ich es überhaupt merken würde, sei es jetzt die meiner Freunde, der jüngeren Dörfler oder meiner Eltern - wobei mir die schon am ehesten egal wären. Und ob mich das dann glücklich machen würde war die andere Frage. Ich sollte dringend mal meine Prioritäten neu sortieren.
"Ich glaube ich hab' Angst davor.", murmelte ich ziemlich undeutlich, Gab müsste mich aber verstanden haben. Was machte er da eigentlich mit meinem Haaren? Naja, es fühlte sich gut an... Also lies ich ihn gewähren, zumal ich es eh erst einige Minuten zu spät bemerkt hatte.

Gabriel
Seufzend rutschte ich mit dem Rücken etwas weiter die Wand hinunter, jedoch ließ ich nicht von Finns Haaren ab. Irgendwie machte es Spaß, damit zu spielen.
"Das war ja eigentlich auch nur ein Vorschlag meinerseits. Ich hab doch auch keine Ahnung von solchen Dingen. Das Beste für dich wäre wohl, dir einfach etwas Zeit zu nehmen. Zum Nachdenken, weißt du? Es muss ja nicht jetzt sofort eine Lösung entstehen, wir sind hier nicht in einer Fernsehshow", antwortete ich.
Trotzdem wünschte ich mir, dass ich ihm irgendwie anderweitig helfen könnte, egal wie. Schließlich wollte ich ihn doch auch glücklich sehen.

Davin

"Davin. Davin O'Dwyer und du?"

Nach dem wir noch ein wenig geplaudert hatten verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg.
Eine Viertelstunde später sah ich auch schon ein paar meiner Kumpel grinsend vor dem Piercingstudio stehen. Wieso war ich auch so blöd und schloss besoffen eine Wette ab? Ich konnte ja nicht wissen, dass Cameron betrunken so gut im Bauchtanz war, aber was solls. "Und? Was habt ihr euch schönes als Bestrafung überlegt? Die einzige Regel war ja, dass es auch mit Tops zu überdecken ist.", gab ich resigniert vor mir. "Wir haben uns für etwas entschieden, dass dich immer daran erinnern wird, da du behauptet hast, dass du damit bestimmt besser abgeschnitten hättest.", grinste mich Cameron mit zwei weiteren Grinsebacken neben sich an. Ich schluckte. Scheiße! Damit würde meine Liebe zu Crop Tops nur noch peinlicher werden.
Zehn Minuten später standen wir wieder draußen. "Und? Wie gefällt dir dein neues Accessoir?", fragte Ole lachend. Ich guckte den schwedischen Riesen schmollend von unten an. Da ich mir nicht mal das Design aussuchen durfte zierte jetzt ein in allen Regenbogenfarben schimmerndes Piercing meinen Bauchnabel. Es erinnerte mich an ein wenig an eine Öllache. Ich wurde vom lachen der anderen beiden aus meinen Gedanken gerissen. Sollten die doch nur lachen. Ich musste es immerhin nicht zahlen. "Jetzt schmoll doch nicht, Kleiner.", kam es nun von Alejandro, dem Spanier der Gruppe. "Es ist doch schön geworden." "Pfffft." Nur weil die alle größer sind müssen die mir das nicht ständig unter die Nase reiben. Immerhin musste ich meine Plage von Freundeskreis nicht auch noch in der Schule ertragen, das wäre ja noch schöner. Ich riss die Augen auf. "Es ist zwar ein vollkommen anderes Thema, aber kennt ihr einen Alastair (Nachnamen hier einfügen)?" "Der geht an unsere Schule. Wieso?" Cameron sah mich fragend an. "Ich hab ihn heute getroffen und kann euch bald temporär an ein paar Schultagen auf die Nerven gehen."

Alastair
"...und das wird dann stattdessen die Coverstory? Okay, ja... wenn es nicht anders geht, dann muss es wohl sein." überlegte ich mit gerunzelter Stirn, während ich das Design anstarrte, das mir Meiyu vorlegte. Sie war ein Fotografie- und Photoshoptalent aus Nordchina und für Layout und Gestaltung sowie Einteilung der Schülerzeitung verantwortlich. Mit ihren Ideen hatte eigentlich nie jemand Probleme, aber da der Autor unserer ursprünglichen Hauptstory für die nächste Ausgabe wegen eines Unfalls für die nächsten drei Wochen beurlaubt war, mussten wir kurzfristig alles ändern, und auch, wenn es natürlich niemand besser machen könnte, war ich mir nicht gerade sicher, ob dieser Entwurf einschlagen würde. Da es sich hier aber nicht um die nächste ausgabe der Times handelte sondern um die Schülerzeitung, die sowieso nur zweihundert Kopien im Durchschnitt verkaufte, von denen dann vielleicht die hälfte nach der ersten Stunde im Papiercontainer der Schule landete, entschied ich, dass wir uns damit zufriedengeben konnten und wandte mich zumindest für diese Mittagspause wichtigeren Dingen zu: Heute wollten Davin und ich uns das erste Mal zum Essen treffen, und auch wenn es nicht wirklich etwas zu gewinnen oder verlieren gab außer der Chance auf eine neue Freundschaft, war ich irgendwie total aufgeregt. Es lag mir wohl am Herzen, diesen Kontakt aufrechtzuerhalten, und nicht nur wegen des Projekts. Keine Ahnung was, aber irgendwas gefiel mir daran, mit im zu reden, es waren einfach mal andere Themen als mit anderen Leuten, mit denen ich Kontakt hatte und wenn man ihn etwas fragte, dann gab er eine Antwort, die wieder neue Fragen aufwarf, man konnte leicht weiterreden, und es schien ihm genauso viel Spaß zu machen wie mir.
Über das und anderes dachte ich nach, während ich aus dem dritten Stock ins Erdgeschoss eilte und in meine Schuhe schlüpfte, in einer Geschwindigkeit, die mir von der Pausenaufsicht einen tadelnden Blick einbrachte. Der Lehrer sagte jedoch nichts, weil ich sonst nie negativ auffiel, also kam ich so schnell wie gewollt aus dem Gebäude raus. Dann noch den viel zu langen Weg zum Schultor und es war Geschafft.
"Sorry, ich musste noch was wegen der Schulzeitung klären!", rief ich Davin entgegen, der bereits auf mich zu warten schien und winkte ihm zu.

Davin

Da ich ein wenig früher aus hatte als Alastair wartete ich brav auf ihn, damit wir nachhrt Essen gehen konnten. Da ich nicht wusste, wohin wir gehen würden, hatte ich kurzerhand beschlossen ein schlichtes schwarzes Unterbrustkorsett über ein weißes Hemd und eine schwarze Anzugshose anzuziehen. Und deswegen konnte ich mir jetzt schon einige belustigte und teilweise besorgte Kommentare meiner Freunde anhören, die mir beim Warten Gesellschaft leisteten. “Und du bist dir wirklich sicher, dass das nicht wehtuht oder deinem frisch gestochenen Piercing schadet?“, fragte Ole, der so nett war und mich heute Morgen eingeschnürt hatte, zum dritten mal nach. “Es tut immer noch nicht weh und ich kann gut atmen.“ “Irgendwie werde ich langsam neidisch. Für uns putzt du dich selten noch so raus!“, kam es amüsiert von Alejandro. “Ach lass den Kleinen doch!“ Cameron schlug dem Spanier leicht gegen den Arm. “Das machen frisch verliebte halt.“ Er grinste mich hinterhältig an.
Nach einer weiteren halben Stunde entdeckte ich endlich den Blondschopf.
Ich winkte breit grinsend zurück während die Riesen hintet mir wieder anfingen zu grinsen.

Alastair
"Dein Outfit gefällt mir.", bemerkte ich und sah automatisch an mir selbst runter, woraufhin ich mit einem Schulterzucken "Uniform" hinzufügte. Die anderen Leute, die bei ihm standen, mussten wohl seine Freunde sein... Sie schienen jedoch auch auf die International zu gehen. Wenn ich mich nicht irrte, hatte ich die Gesichter sogar schon einmal gesehen, aber einem Namen konnte ich sie nicht zuordnen. Deshalb sah ich sie einen Moment nachdenklich an, bevor ich schließlich nachfragte:
"Kenne ich euch? Mir fallen eure Namen nicht ein..."
Sie sahen auf jeden Fall sympathisch aus. Waren sie in meinem Jahrgang? Nein, dann müsste ich sie kennen... außerdem hätten sie dann in der selben Stunde aus wie ich.

Davin

Ich errötete und quietschte ein leises “Danke“. “Kennen wohl eher nicht. Es sei denn du treibst dich in deiner Freizeit in Schwulenbars und Punkclubs herum.“, gab unser Spanier mit einem lasziven Grinsen von sich. Immerhin bekam er dafür von unserem Wikinger einen Klaps auf den Hinterkopf. “Wir sind ein Jahr über dir.“, erklärte der Nordmann freundlich. “Ich bin Ole, das ist Alejandro, unsere spanische Nutte, das ist Cameron, unsere englische Diva und Drama Queen und unseren Kleinen, den irischen Iren, hat du ja schon kennen gelernt.“

Alastair
Es brauchte einen Moment, um diese Informationen zu verarbeiten und die nötigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, was sich auch leider nicht ohne die familiäre Röte erledigen ließ, die sich immer auf meine Wangen schlich, wenn jemand ein Thema anschnitt, das in meinem Elternhaus bis ins Alter von mindestens 21 Jahren totgeschwiegen wurde. Zumindest was die Familie anging, Gott sei Dank gab es ja noch meine ehemalige Gouvernante, der zu Dank ich nicht ganz unvorbereitet in die Welt hinausgeschickt worden war (den Rest hatte dann irgendwie BBC übernommen). Wie genau sich das meine Eltern vorgestellt hatten, war eine andere Frage.
"Uhm, nein... Nicht unbedingt mein Bereich.", antwortete ich schließlich nach einer kurzen Peinlichkeitspause und holte das Lächeln auf mein Gesicht zurück. "In dem Fall, schön, euch kennen zu lernen."
Einen Moment lang war ich versucht zu fragen, woher sie denn nun Davin kannten, aber nach einer kurzen Bedenkzeit ließ ich das lieber bleiben. Stattdessen wandte ich mich nun an ihn.
"Also, ich hatte gedacht wir könnten zu La Chemise gehen, oder zu Charly's, was dir besser passt. Ist beides leicht zu Fuß erreichbar, das Essen ist gut und die Preise sind okay, und viele Schüler sind dort auch nicht. Was meinst du?" - Nachdenkpause - "Oder ihr? Kommt ihr auch mit?"
Fragend sah ich die drei anderen an.

Davin

Bis eben hatte ich noch darauf gehofft im Erdboden zu versinken. Danke für das auffällig unauffällige Outing, ihr Spaten. “Ähm, das französische klingt gut.“, gab ich leise von mir. “Nee nee, wir lassen euch lieber alleine.“, gab unser Perversling Augenbrauenwackelnd und mit einem gewissen Unterton von sich. Nach dem ich mich von Cameron und Alejandro verabschiedet hatte, wurde ich noch von der Mutter unserer kleinen Gruppe in eine Umarmung gezogen, während Besagter noch schnell Alastair ein paar Anweisungen gab: “Falls ihm etwas wehtut, sei es der Brustkorb oder der Bauch, oder er den Eindruck erweckt unter Schmerzen zu leiden, hilf ihm bitte aus dem Korsett. Schönen Nachmittag euch beiden!“ Und mit diesen Worten verließen sie uns. “E-es tut mir leid, dass sie dich verstört haben...“ Verlegen blickte ich zu Boden.

Alastair
Ich schüttelte grinsend den Kopf, anscheinend war diese Vorstellung nicht ganz so abgemacht gewesen. Aber was wollte man machen...
"Ach was, ich war nur ein wenig überrascht... Weißt du, in meinen Kreisen reden die Leute nicht gern über sowas, also bin ich es nicht gewohnt. Aber ich bin froh, dass in meiner Schule anscheinend auch noch andere Leute rumlaufen als solche verklemmten Schnösel wie ich.", meinte ich, während ich die Richtung vorgab.

Davin

Ich grinste schelmisch. “Also sooo verklemnt und schnöselih bist du doch gar nicht.“ Seiner Richtungsangabe folgend setzte ich mich kichernd in Bewegung.
Nach der Hälfte des Weges fiel mir ein, dass ich ja eigentlich noch meine Piercings auswechseln wollte, da die transparenten zu schlicht für dieses Outfit sind. Ich durchwühlte meinen Rucksack, bis ich endlich die kleine Box un meiner Hand hatte. ;Halt das bitte mal.; Ich drückte dem blonden die Box in die Hände und begann damit mein Lippenpiercing zu öffnen.
Ein paar Minuten später zierten nun schwarz glänzende Puercungs mein Gesicht und mein Ohr. “Vielen Dank. Wir können wieder.“

Alastair
Sobald er die durchsichtigen Piercings durch die schwarzen ausgetauscht hatte, konnte ich nicht anders, als Davin immer wieder anzustarren. Ich fand, gerade hierzulande sah man so was viel zu selten, und es sah einfach toll aus.
"Sorry, ich finds die einfach faszinierend.", entschuldigte ich mich und tippte dabei unter meine Lippen, um auf eines seiner Piercings hinzuweisen. "Aber meine Eltern würden mich umbringen, wenn ich mir eins machen würde." Dieser Satz würde von einem seufzenden Unterton begleitet. Naja, Zumindest würden sie mich enterben, wenn ich es mir nicht sofort rausnehmen würde. Und um das zu riskieren, hatte ich ehrlich gesagt zu viel zu verlieren.

"Lass uns in die Ecke da setzen, da kommen die Kellner oft hin und man ist relativ ungestört.", schlug ich vor und schlängelte mich bereits zwischen den Tischen hindurch.
"Also, du kommst aus Irland, richtig? Warum gehst du nicht auf die International?", fragte ich schließlich nach, als wir am Tisch angekommen waren.

Davin

“Meine Eltern wollten, dass ich an eine japanische Schule gehe, da meine Mutter ein riesiger Japan-Fan ist. Und ich hatte die Wahl zwischen der International und meinem teilweise extravaganten Kleidungsstil und man sieht ja wie meine Entscheidung ausgefallen ist.“ Ich deutete auf mein Korsett. “Und es sind weniger biedere Schnösel dort, wir haben keine Schuluniform und meine Plage von Freundeskreis kann mich nicht outen.“, grinsend schloss ich meine kleine Rede ab. “Und du gehst wahrscheinlich wegen deinen Eltern auf die International. Aber wieso schicken sie dich nach Japan? Es gibt in Großbritannien doch einige renommierte Privatschulen.“

Alastair
Ich zuckte mit den Schultern.
"Zuhause wurde ich privat unterrichtet,", erklärte ich, "und ich hatte nicht wirklich List darauf, mein ganzes Leben unter 24/7 Aufsicht zu verbringen, also hab' ich mir überlegt, wie ich am einfachsten wegkomme. Ein Argument, warum ich in England zur Schule gehen will anstatt meine überbezahlten Homeschool Lehrer weiter zu unterhalten ist mir nicht eingefallen, also hab' ich meinen Eltern erzählt, bevor ich im Stadium in Cambridge feststecke, wolle ich nochmal eine andere Kultur kennen lernen, und sie haben dann für mich ausgesucht, wo ich hin kann. Zur Auswahl standen dann die International, eine Privatschule in Calais und ein Katholisches Jungenternat, wo das war weiß ich schon gar nicht mehr. Also war es dann auch nicht mehr allzu schwer, eine Auswahl zu treffen."
Wow, ich musste mich anhören wie ein Vollidiot der versucht, unauffällig mit meinem Status zu prahlen. Internat im Ausland und Cambridge, alles kein Problem. Was kam als nächstes, sollte ich ihm erzählen, dass ich mir gestern einen neuen Flatscreen gekauft hatte weil der alten schon von letztem Jahr war und ich mir jetzt mit den verbleibenden 2000 Pounds meine Monatsmiete nicht mehr leisten konnte? Nach dem, was ich schon gesagt hatte, würde er den Blödsinn wahrscheinlich sogar glauben.

Finn
Ich seufzte. Ich kannte mich doch genauso wenig aus wie er. War ja nicht so, als hätte ich das schon fünfzig Mal durchlebt. Aber irgendwo musste man halt anfangen.
"Für den Moment bin ich einfach mal Froh, dass ich einen Freund wie dich habe.", murmelte ich, ein wenig verlegen, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Leute hier tickten oft ganz anders, die würden eher eine Fehde anfangen bevor sie mit jemandem außerhalb der Familie über ein Problem redeten. Und ein Problem hatte man erst, wenn es irgendwas mit Geld zu tun hatte. Ich wusste nicht, wie viel Glück man haben musste, um im Ausland ausgerechnet einen gleichaltrigen aus dem Nachbarsdorf zu treffen, der in der Lage war, zu reden... wenn man das jetzt mal so ausdrücken konnte.
Schläfrig sah ich zum Fenster, das im Grunde nur ein Loch in der Holzwand war. Draußen war es bereits dunkel und die Sterne zierten einen fast schwarzen Nachthimmel. Es gefiel mir übrigens auch ziemlich gut, dass Gab nicht dieses Verhalten hatte, als hätte jeder Mensch eine hoch ansteckende Krankheit. Anfangs hatte ich es nicht ganz verstanden, warum in Asien alle so viel Körperkontakt zuließen, aber wenn man sich daran gewohnt hatte, dann hatte es ganz klare Vorteile. Zum Beispiel alles an der Situation hier. So war es nämlich wirklich gemütlich hier, und ich wusste schon von miener Freundin, dass es sich gut anfühlte, wenn jemand an meinen Haaren herumspielte, aber man musste das ja nicht auf sie beschränken, oder? Andererseits war ich dann doch noch so viel Schweizer, dass ich es vermutlich nicht als angenehm empfunden hätte, wenn es jemand anderes wäre.
Während ich über das noch eine Weile weiter nachdachte und nach draußen starrte, wurden meine Augenlider mit der Zeit immer schwerer, bis ich ihnen schließlich erlaubte, zuzufallen. Und sobald das geschehen war, dauerte es nur noch Minuten, bis mich der Schlaf einholte.

Gabriel
Durch das improvisierte Fenster an der gegenüberliegenden Wand, dem man die vergangenen Jahre ansehen konnte, beobachtete ich, wie die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand. Wie sich der Himmel zuerst orange über rot zu einem immer dunkler werdenden Blau färbte, wie das Pink der vereinzelten Wolken mit der Zeit zusammen mit scheinbar allen anderen Farben verblasste, wie sich die ersten Sterne am Firmament zeigten.
Das musste wohl eines der Dinge gewesen sein, das ich in Japan vermisst hatte. So sehr ich es versuchte, ich konnte dort keine Sterne am Himmel ausmachen. Es fühlte sich an, als ob wir ganz allein in diesem Universum waren. Aber dieser Anblick bewies glücklicherweise gerade das Gegenteil.
Das klingt ja richtig sentimental. Finn hat auch keinen Mucks mehr gemacht. Lebt er noch?
Nicht vor langer Zeit hatte sich praktischerweise der fast volle Mond auch noch ins Bild geschoben, dessen Licht dafür sorgte, dass ich überhaupt etwas sehen konnte.
Neugierig neigte ich den Kopf etwas nach unten, um in sein Gesicht sehen zu können. Ach so, er ist eingeschlafen. Er hat sich auch etwas Ruhe verdient. Ich bin nicht immer leicht zu ertragen, und dann hing er trotzdem so viel mit mir ab.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während ich Finns schlafendes Gesicht im silbrigen Mondlicht betrachtete. Er sah so friedlich aus, als ob es nichts auf der Welt gäbe, was ihn bedrückte. So wie immer, wenn er schlief.
Gerade in den ersten Wochen in Japan kam es oft vor, dass ich morgens vor ihm aufwachte oder nachts nicht schlafen konnte, also hatte ich ihn schon einige Male einfach nur beobachtet. Es hatte irgendwie so eine beruhigende Wirkung auf mich, dass ich danach so gut wie immer wieder einschlafen konnte.
Womöglich war Finn dieses kleine Stück von zu Hause, das mich daran erinnerte, dass ich nicht allein hier war und nicht sofort das Handtuch schmeißen sollte. Wäre es jemand anderes gewesen, hätte ich sicher nicht so lange durchgehalten.
"Nächstes Mal werde ich es länger aushalten, von hier weg zu sein. Versprochen", murmelte ich leise in seine Richtung.
Langsam hob ich den Kopf wieder und lehnte ihn gegen die Wand. Dann werde ich den Schlaf mich mal einholen lassen.

Finn
Ich wusste nicht genau, wovon ich aufwachte, aber aobald ich die Augen öffnete, wurde ich von direkter Sonne geblendet, was dazu führte, dass ich mich blinzelnd sofort zur Seite drehen wollte. Was dann aber irgendwie nicht ganz so einfach war, da ich, wie ich erst jetzt realisierte, auf Gabs Bauch lag. Ah, ja. Da war ja was.
Mit einem Geräusch, das ich nicht ganz einordnen konnte (es signalisierte jedoch den missmut darüber, dass ich den Morgen mit einem Situp beginnen musste, da ich meine Arme nicht benutzen konnte ohne Gab aufzuwecken), richtete ich mich schließlich auf und lehnte mich neben ihm an die Wand. Ein wenig aufrechter natürlich.
Eine Weile sah ich ihm einfach beim Schlafen zu und lächelte wie ein Idiot dabe, denn, ich wusste auch nicht, warum, aber irgendwie machte mich dieser Anblick einfach glücklich. Oder die Geschichte die dahinter steckte. Aber auf jeden Fall konnte ich einfach nicht damit aufhören. Bis er sich dann irgendwann auch den Weg in den Morgen blinzelte.
"Hey.", begrüßte ich ihn und rutschte ein wenig zur Seite, damit er mehr Platz hatte.
"Gut geschlafen?"

Gabriel
Da ich nichts anderes als Finns lächelndes Gesicht vor mir hatte, sobald ich die Augen aufgemacht hatte, ließ ich mich davon anstecken und nickte dabei verschlafen. Jedoch ließ mich mein Körper das Gegenteil davon verspüren, während ich mich aufrichtete.
"Sieht so aus, als wäre mir meine Wirbelsäule nicht gerade dankbar dafür...", murmelte ich mit etwas brüchiger Stimme, wobei ich mich vorsichtig zu strecken versuchte.
"Haben wir heute eigentlich was vor? Ich kann micht nicht daran erinnern, dass wir irgendwas geplant hatten", wollte ich wissen.
War heute nicht der erste August...?

Finn
Ich ließ den Hammer auf den Boden fallen, und mich gleich mit, dazu gab es einen tiefen Seufzer. Wir hatten es zwar ohne große Probleme geschafft, das Zelt aufzubauen, aber es war eben doch anstrengend zu zweit. Besonders bei dieser Hitze.
Da wir Abends zum Grundensee auf den Rummel und zum Feuerwerk wollten, hatten wir uns entschlossen, ein kleines Zelt zu kaufen und in Salgesch campen zu gehen. Das warmit den Fahrrädern, die wir hier gemietet hatten, zwar immer noch gut eine viertel Stunde, aber näher kam man nicht ohne ein Hotel bezahlen zu müssen. Und es war allemal besser als die knappe Stunde die ein Taxi brauchen würde.
"Wir können einziehen.", verkündete ich fröhlich, während ich mich kein Stück vom Fleck bewegte. Das Gras war schön kühl.

Gabriel
Prüfend trat ich ein paar Schritte vom Zelt weg, um unser Werk zu begutachten. So weit, so zufrieden. Mein Blick fiel auf Finn auf dem Boden und ich lachte kurz auf. Er hatte eigentlich auch die ganze Arbeit geleistet, da musste man sich jetzt auch nicht wundern.
Grinsend machte ich mich unauffällig auf den Weg zu meiner Tasche und holte eine Flasche Wasser hervor, dann schlich ich mich schnell an Finn an. Ich fackelte nicht lange und kippte eine beachtliche Menge des Flascheninhalts mit einem lauten "Abkühlung!" in sein Gesicht.
Schnell wich ich ein paar Meter zur Seite und wartete gespannt auf weitere Reaktionen.

Finn
Ich war nicht mal in der Lage, irgendeine Form des Schreckenslautes von mir zu geben, stattdessen sprang ich nur auf und stand einen Moment starr da, bevor ich schaltete und zu meiner eigenen Trinkflasche griff, das Wasser darin war bestimmt weniger kalt, aber kalt genug.
Noch in der Drehung warf ich ihm das ganze Ding an den Hals, verfehlte jedoch, weil er natürlich nicht einfach da Stand und sich mit Flaschen bewerfen ließ. Ein paar Spritzer bekam er aber doch ab.
"Du... warte nur!", drohte ich ihm und griff nach ihm, was nur darin resultierte, dass er einen Vorsprung bekam, da ich noch einmal über meine eigene Flasche stolperte und mich aufrichten musste, bevor ich die Verfolgung aufnehmen konnte.
"Das war ein Fehler!" rief ich ihm hinterher. Auch wenn es im Moment für ihn nicht so aussehen mochte, aber ich war mir ganz sicher, dass ich meine Rache noch bekommen würde. Unser Zelt stand nämlich ungefähr im hintersten Eck des Platzes und die Einzige Richtung, in die man von dort aus gehen konnte, war auch die Richtung des Pools. Auch Gab schien seinen Fehler nun bemerkt zu haben, als er auf eine Familie mit drei Kindern stieß, die ihm den Durchgang zur anderen Seite versperrte uunmirelbt, aufzuholen. Zwar konnte er mir gerade noch so entfliehen, als die Leute genug weit gegangen waren, aber ich schaffte es gerade so, ihn am Handgelenk zu packen und zu mir zurück zu ziehen. Sobald das geschafft war, brauchte ich nur noch meine Arme als Fesseln zu verwenden und mich zur Seite zu werfen - und wir landeten beide im doch recht vollen Pool. Bevor wir untertauchten waren noch ein paar empörte Aufschreie von Eltern zu hören, die versuchten, sich vor dem aufspritzenden Wasser in Sicherheit zu Bringen.

Gabriel
Die ganze Situation zog nur noch irgendwie an mir vorbei, meinen Kopf hatte ich schon lange abgeschalten. Ich ließ alles so geschehen, wie es eben geschah. Ich hatte einfach zu viel Spaß gerade, da konnte ich die Vernunft auch mal ignorieren.
Erst, als wir im Wasser landeten, schaltete sich mein Gehirn wieder ein und sorgte dafür, dass ich wieder an die Oberfläche kommen konnte. Beim Anblick von Finns erschrockenem Gesicht brach ich schlussendlich in den größten Lachkrampf aus, jetzt konnte ich jeglichen Anstand sowieso vergessen.
Vielleicht lag es an Finns Haaren, die ihm richtig hässlich im Gesicht klebten, auch wenn ich wahrscheinlich auch nicht besser aussah. Aber hauptsächlich lag es an der Folge von Ereignissen, die sich in den letzten Minuten abgespielt hatte. Konnte nicht einfach der Rest meines Lebens so bleiben?
Die empörten Passanten ignorierend, schwamm ich zum Beckenrand rüber und hievte mich aus dem Wasser.
"Sag mal, wie lange willst du denn noch da rumtreiben?", fragte ich ihn, bevor ich begann, mit dem Fuß in seine Richtung zu spritzen.