Le Roleplay

Luca
Es war offensichtlich, dass meine Mutter Hintergedanken bei der Sache hatte (wann hatte sie die nicht), immerhin sprang sie noch schneller auf als ich, als es an der Tür klingelte, folglich war sie auch zuerst da, um sie zu öffnen. Während sie Nori, der ihr die Hand reichen wollte, gleich in eine überschwängliche Umarmung zog, stand ich also nur awkward im Hintergrund und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Mein Vater lugte auch schon um die Ecke,oh das würde lustig werden... Ach, wie auch immer, die nächste Person, die sich zu ihm durchzwängte, um ihn zu umarmen, war ich.
"Willkommen im Irrenhaus... oder so.", begrüßte ich ihn mit einem schiefen Lächeln, in den drei Sekunden die das gedauert hatte, war meine Mutter schon wieder in der Küche verschwunden und arrangierte ihre Tapas auf einem Tablett, um sie ins Wohnzimmer zu verladen, wie die Geräusche vermuten ließen. Mein Vater half ih vermutlich schon dabei, also wollte ich nicht lange auf mich warten lassen, irend etwas produktives zuumachen.
"Also... Gleich hier links ist die Küche, ganz am Ende des Ganges siehst du eh das Wohnzimmer, dazwischen liegen Bad und WC und auf der rechten Seite sind das Büro und das Zimmer meiner Eltern, mein Reich befindet sich im oberen Stock... Willst du es dir gleich ansehen? Essen tun wir eh erst in einer Stunde oder so...", schlug ich vor.

Nori
Ein bisschen überrumpelt von der herzlichen Begrüßung nickte ich einfach nur und stellte das Zeug auf irgendeinen Tisch in der Nähe ab. "Okay, gehen wir."
Diese Familie wirkte jetzt schon ziemlich... lebhaft, könnte man sagen. Na ja, meine war auch nicht unbedingt besser.

*flashback to earlier today*

"Also, ich bin dann mal weg. Viel Spaß bei deinem Freund, No-chan~", flötete mein Bruder mir noch zu, bevor er das Haus verließ.
Nur weil er an Silvester zu seiner Freundin ging, hieß das nicht automatisch, dass ich auch eine romantische Verabredung hatte! Ich bin nicht so einer, der sich gleich an jeden ranschmeißt, ehrlich. Dazu bin ich zum einen zu faul und zum anderen zu awkward.
Aber natürlich löste mein Bruder durch diese Aussage wieder mal eine Welle der Peinlichkeit aus und diese führte dazu, dass mir meine Eltern auch viel Spaß bei meinem Freund wünschten.
"Die Blumen sind übrigens nicht für deinen Freund~"
Na vielen Dank auch.

*end of flashback*

Oh, da war noch eine Treppenstufe. Egal, hat er nicht gemerkt. Ich bin auch nicht hingefallen, so dumm bin ich auch wieder nicht.

Luca
Wenn man von der Treppe nach oben kam, landete man direkt in einem großen Raum, den ich als mein Zimmer bezeichnen würde. Er war ein wenig größer als das Wohnzimmer und in den Farben Gelb, grün, Rot und Braun gestaltet, hatte insgesamt fünf Fenster, die in einem Zweierpaar und einer Dreierreihe angeordnet waren und wurde zusätzlich von einer Stehlampe, einer Deckenlampe, ein paar weißen und ein paar bunten kleinen Lampions beleuchtet. Mit ein paar Tricks hatte cich es geschafft, alles mit einem Generallichtschalter zu verbinden, sodass ich nicht immer in alle Ecken des Raumes laufen musste, um alles einzuschalten. Außerdem wäre dann die Steckdosenversorgung ziemlich ausgelastet...
Die Treppe führte in eine Ecke des Raumes und wurde an einer Seite von einem Holzzaun abgegrenzt, direkt dahinter stand mein Schreibtisch, darauf ein Laptop und ein paarSchulbücher und Zeichnungen. In der anderen Ecke dieser Hälfte des Raumes stand mein Bett, das vermutlich das größte war, das ich je gesehen hatte, direkt daneben eine Kommode mit einem Stapel Bücher, Manga und Comicheften.
Auf der gegenüberliegenden Wand, also in der anderen Hälfte das immers, Stand ein doch relativ großer Fernsehbildschirm, der lediglich mit einem DVD- und Kassettenrekorder (ja, sowas hatte ich noch) und zwei, drei Spielekonsolen verbunden war , gesäumt von zwei Lautsprechertowers und ein paar Stapeln DvDs und Kassetten, die sich überdie Jahre angesammelt hatten. Überhaupt standen überall im Zimmer Boxen rum, manche waren sogar von mir in Sitzmöglichkeiten umgewandelt worden. Musik spielte ich über einen zusätzlichen player ab, irgendwie war aber alles verbunden... Daneben befand sich eine tür, die in ein Bad führte, dann kam ein großer, dreitüriger Schrank ud nochmal eine Tür in meinen, äh... Computerraum? Büro? Aufnahmezentrum? Naja, der Raum den ich für meine (eher seltenen) Let's Plays und schon häufigeren Labervideos verwendete. in der nächsten Ecke stapelten sich quasi Aufnahmewerkzeuge wie Softboxen, Mikro, Stativ und so weiter, rechts davon, also zwischen dem Zeug und der Treppe, standern ein Zweisitzer, ein Couchstuhl und eine Art Wohnzimmertisch, auf dem ebenfalls alles mögliche zu lesen, eine Psp Vita und meine Kameras rumlagen.
Hinter bzw. über dem Zweisitzer prangten ein paar Poster meiner "wichtigsten" Fandoms, das war der Ort an dem ich meistens aufnahm, ansonsten waren die Wände leer und, bis auf eine hellgrüne, an deren Ende ein gelber und ein roter Streifen waren, weiß.
"Voilà, mein Reich. Die linke Tür führt ins Badezimmer, die rechte in mein Büro und zum Minikühlschrank.", präsentierte ich mit einer ausladenden Geste.

Nori
Also dagegen war mein kleines Räumchen, das ich wohl als Zimmer bezeichnen musste, gar nichts. Nicht nur von der Größe her, sondern auch von der Einrichtung. Es wirkte alles so... offen und einladend, mein Zimmer war da eher einfacher gestaltet.
Nach ein paar Momenten des Umherstarrens fiel mein Blick auf eine bestimmte Ecke, auf die ich mit dem Finger wies.
"Das Zeug da hinten... drehst du Videos oder Filme oder so?" Wer weiß, immerhin hatte er das Selbstbewusstsein dazu. Außerdem hatte ich die Kameras, die auf seinem Couchtisch standen, nicht übersehen. Bei dem einen Camcorder konnte ich schwören, den schon mal gesehen zu haben.

Luca
Einen Moment verwirrte mich die Frage, weil ich normalerweise Leute aus dem Internet kannte und nicht anders herum, bis mir einfiel, dass ich Nori ja noch gar nichts von der Hauptbeschäftigung meiner Familie erzähl hatte.
"Oh, äh, ja genau... Eigentlich seltsam, dass ich dir das noch gar nicht erzählt habe! Im grunde macht das meine ganze Familie, heißt, sie machen Reisevlogs, erzählenein Bisschen etwas von Kultrellen Unterschieden, erzählen spannende Dinge die passiert sind und so weiter, das machen sie schon ewig. Erst als Familientradition, und dann auf Youtube, sobald sies entdeckt haben. Ich hab' mich dann dazu entschieden, noch ein Bisschen mehr auf Youtube einzugehen, ich mache täglich Videos.", erklärte ich und besah mir kurz das Equipement. Eine der Softboxen war schon wieder ausgefallen, ich sollte eine neue besorgen...
"Achja, gut dass du mich dran erinnerst, denn das habe ich ja auch noch nicht gefragt: Würde es dir was ausmachen, wenn du vielleicht das eine oder andere Mal in Videos gesehen wirst? Dann muss ich weniger drauf achten...", ((Bisher hot er ean geblurred, obviously))

Nori
Heißt das, er würde mich sozusagen in seine Videos tun wollen? Nicht so zufällig, aber so, dass er einfach ein Video macht, während ich dabei bin... das würde bedeuten, dass er in Zukunft öfter mit mir abhängt, oder? Sind wir sowas wie Freunde geworden? Ich meine, nicht dass es mir was ausmachen würde aber... ah, auch egal. Ich fange ja schon an, wie Yadashi zu klingen.
"Ähm... na ja, es macht mir nichts aus... denke ich. Mir ist es egal, wenn man mich sieht. Aber... wie viele Menschen sehen mich dann theoretisch? Also Abonnenten?", wollte ich wissen. Keine Ahnung, vielleicht waren es ja nur ein paar tausend oder so.
Warte mal, wenn er täglich Videos macht... wird er dann heute auch eins machen? Ich meine, es ist ziemlich obvious an so einem Tag, aber das heißt auch, dass ich darin vorkommen werde, oder?

Luca
Ich hatte keine Ahnung, was er erwartete, also war ich eher vorsichtig.
"Uh... Im Moment müsste ich so um die sechseinhalb Millionen Abos haben, glaube ich. Aber aktiv sond davon nur etwa 3..."
Ich lächelte ein wenig nervös, es kam mir irgendwie seltsam vor, so darüber zu reden. Ich war ja nicht verblendet, sechs Millionen waren viel, also kam es mir vor, als würde ich damit angeben, wodurch ich versuchte, es normal klingen zu lassen, wodurch es mir nur noch mehr so vorkam, als würde ich angeben. Ugh.
"Wenn du nicht willst, kann ich dein Gesicht auch zensieren, das hab' ich schonmal gemacht.", fügte ich noch hinzu.

Nori
Gerade hatte ich keine Ahnung, was mich im Moment mehr verunsicherte: der Fakt, dass er mehr als sechs Millionen potentielle Zuschauer hat, oder die Tatsache, dass ich anscheinend schon mal in seinen Videos vorgekommen bin und ich dadurch schon sozusagen von dieser Masse gesehen wurde.
"Was... was meinst du mit schon mal? War ich etwa schon mal in einem deiner Videos?", fragte ich vorsichtig nach.
So langsam begann sich ein Verdacht in meinem Kopf zu formen, doch ich wollte noch keinen eindeutigen Gedanken dazu formulieren. Dennoch konnte man den Blick, mit dem ich ihn nach dieser Frage ansah, als beinahe ängstlich bezeichnen.

Luca
Oh. Umm... war diese Frage gefährlich? War sie ein Grund zur Sorge? Denn ich machte mir gerade sehr große Sorgen! Und das nicht nur wegen diesem Gesichtsausdruck, sondern aus dem simplen Grund, dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte.
Irgendwie hatte ich Anfst davor, ihm jetzt zu "gestehen", dass meine Wichtelaktion gleichzeitig ein Youtubeadventskalender war. Nicht, dass ich es verheimlichen wollte, das auf keinen Fall! Nur wäre es mir irgendwie lieber gewesen, wenn er die Videos wie durch Zauberhand selbst gefunden hätte, in dieser Situation wirkte es irgendwie, als hätte ich versucht, es zu verbergen, und würde es ihm nur erzählen, weil ich musste. Was würde er denken?
Andererseits wäre es noch schlimmer, wenn ich es jetzt nicht erwähnte und er es dann selbst herausfand...
Oh Gott, was war denn heute los? Ich struggelte ja bei jeder Kleinigkeit! Also komm schon, mit alter overconfidence à la Luca!
"U-um, ja, also.... uh... ich... ehrlich gesagt weiß ich nicht wie ich das jetzt am besten erkläre..."
Oder auch nicht.
Ich räusperte mich, die Sache wurde ja immer besser. Obwohl...
Mein Gesichtsausdruck hellte sich deutlich auf und ich machte ein paar Schritte zu meinem Schreibtisch.
"Willst du dir die Videos ansehen? Das ist glaube ich die beste Erklärung...", schlug ich vor.

Nori
Es gab also... mehrere Videos? Wortlos folgte ich ihm und starrte angespannt auf den Bildschirm.
Es begann also schon mit dem Video, in dem er in mich reingerannt war...

*mini skip of watching videos*

Eine versteckte Kamera also? Warum ist mir das vorher noch nicht aufgefallen?
Inzwischen waren wir bei einem der letzten Videos angelangt, von dem Tag, an dem mich der Lehrer rausgeschickt hatte. Allein bei der Erinnerung daran kamen mir fast schon die Tränen. Aus dem Nichts schnellte mein Arm nach vorne und ich drückte auf die Leertaste, um das Video zu pausieren. Zuerst zögerte ich, zu Luca rüberzusehen, dann sah ich ihm aber direkt in die Augen.
"An diesem Tag... warst du derjenige, der mich gefunden hat?"

Luca
Ich nickte zögerlich. War er in Ordnung? Es kam mir vor, als würden ihm gleich die Tränen kommen, und daran wollte ich nun wirklich nicht schuld sein.
"Willst du den Rest überhaupt noch sehen? Oder...?", fragte ich vorsichtig. Immerhin schien er nicht in meinem gefürchteten Sinne negativ zu reagieren, aber das hier wollte ich auch nicht.

Nori
"Klar", antwortete ich. Ich wusste ja selbst, was danach passiert war, also konnte es eigentlich nur besser werden.

*tiny skip*

Nachdem das letzte Video dazu zu Ende war, lehnte ich mich seufzend zurück. Jetzt hatte ich auch seine Meinung zu allem, was passiert war und... war ich sauer? Bestimmt nicht. Hätte er das nicht machen sollen? Denk ich auch nicht.
Im Gegenteil, es hat mir unter anderem wirklich die Augen geöffnet und... ich glaube, ich habe auch ein wenig über mich selbst gelernt.
"Luca... ich muss dir danken. Ich weiß nicht, wie es ohne deine Aktion mit mir weitergegangen wäre", meinte ich nachdenklich.

Luca
Ich lächelte, ein wenig erleichtert, ansonsten einfach glücklich.
"Kein grund zu danken, mir macht nichts mehr Freude, als anderen zu helfen. Egal wie.", stellte ich klar, dann zögerte ich einen Moment. War es noch zu früh? Wir kannten uns ja kaum. Andererseits hatte das Ganze hier die perfekte Möglichkeit gebopten, oder nicht?
"Umm... Ich will nicht aufdringlich sein, aber - willst du mir vielleicht erzählen, warum es dir so schlecht ging?", wagte ich mich also vorsichtig vor (nicht zu vergessen mit Puppy eyes. #cannotresist). "Wenn nicht ist das auch okay, es interessiert mich nur.", fügte ich sicherheitshalber hinzu, denn wie gesagt. Ich wollte nicht aufdringlich sein.

Nori
Als er diese Frage stellte, wurde meine Körperhaltung automatisch angespannt, aber ich nickte trotzdem. Früher oder später musste ja diese Frage kommen, und ich hatte das Gefühl, dass er eine Erklärung verdient hat.
"Du siehst, im letzten Schuljahr kam ein neuer Schüler in die Parallelklasse, und ich hatte ihn durch Zufall getroffen. Er trug nämlich die meiste Zeit eine Augenklappe, das fiel mir auf... und deswegen zeichnete ich ihn einfach. Er las auch viel, und ich begann daher, auch zu lesen, damit ein gemeinsames Interesse aufkam. Und das, obwohl ich die Aufmerksamkeitsspanne einer Fliege besitze. Inzwischen lese ich so gut wie nichts mehr, was nicht in die Kategorie Manga fällt. Aber ich schweife schon wieder ab..."
Kurz pausierte ich meinen Wortschwall und warf Luca einen entschuldigenden Blick zu.
"Nun ja, es stellte sich heraus, dass er die Augenklappe nicht aus medizinischen Gründen trug, sondern um seine Heterochromie zu verstecken. Er hatte zwei verschiedenfarbige Augen, eines blau, eines grün. Und er war nicht gerade stolz darauf. Aber er hatte auch irgendein anderes Problem, von dem er mir nichts erzählen wollte. Doch ich wollte ihm unbedingt helfen, so wie du es bei mir getan hast. Mit der Zeit trafen wir uns öfter und ich musste zugeben, er war wirklich niedlich."
Ich musste ein paar Mal schwer schlucken, bevor ich weitersprechen konnte.
"Vielleicht hast du es mitgekriegt... kurz vor den Sommerferien gab es ein ziemlich heftiges Erdbeben, und zu dieser Zeit waren wir alle in der Schule. Ich habe ihn aus dem Weg geschubst, damit eine herabfallende Platte nicht ihn, sondern mich trifft. Etwas später wollte ich meine Tasche zurückholen, weil ich dort noch etwas für ihn hatte, aber mein Arm wurde eingeklemmt und ich hatte ihn mir dadurch ausgerenkt. Ich musste ihn suchen, weil er dachte, dass ich ihn allein gelassen hätte, aber ich fand ihn noch rechtzeitig, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen."
Ich holte nochmal tief Luft und biss mir auf die Unterlippe, weil sie plötzlich zu beben begann, dann fuhr ich mit zitternder Stimme fort.
"Nicht sehr lange danach realisierte ich, dass ich eindeutig Gefühle für ihn hatte und... ich distanzierte mich, weil ich zu nervös war, doch er fasste es falsch auf. Er dachte, dass ich ihn nicht mehr mochte. Dann kam das Schulfest, bei dem du wahrscheinlich auch dabei warst... er wurde von so einem riesigen Typen angepöbelt und vielleicht sogar noch verschlagen, wenn ich nicht eingeschritten wäre. Der Typ verzog sich dann schließlich und... na ja, nach einem versehentlichen Geständnis sagte ich ihm nochmal deutlich, was ich fühlte. Doch..."
Auf einmal kam ein ersticktes Schluchzen aus meiner Kehle hervor und ich bemerkte, dass sich meine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Ich kniff die Augen zu und schüttelte den Kopf, dann riss ich mich nochmal zusammen.
"Er meinte, er würde darüber nachdenken, doch mir wurde klar, dass er bestimmt nicht zustimmen würde. Und seit diesem Tag habe ich nie wieder von ihm gehört... das Einzige, was ich mitbekommen habe, war dass er wieder die Schule gewechselt hatte. Und danach... zum einen habe ich seitdem die Liebe komplett aufgegeben. Ich glaube, das hab ich nicht mehr nötig. Und zum anderen könnte man sagen, ich bin wenig später in sowas wie eine leichte Depression verfallen. Ich hatte keine Lust mehr, in die Schule oder sonstwo hin zu gehen. Alles wurde mir irgendwie gleichgültig. Ich hörte sogar mit dem Zeichnen auf. Außerdem aß ich weniger und wurde immer dünner, ohne es wirklich zu merken. Man könnte sagen, ich hatte mich selbst zerstört... wegen einer einzigen Person", schloss ich.
Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und drehte den Kopf von Luca weg, damit er mich nicht so sehen musste.

Luca
Ich hörte ihm gebannt zu und nickte immer wieder, teilweise musste ich mich echt zurückhalten, ihn nicht direkt in den Arm zu nehmen, aber ich schaffte es, weil ich ihn ausreden lassen wollte.
Als er schließlich geendet zu haben schien, begannen Tränen seine Wangen hinunterzulaufen und er drehte sich weg, wahrscheinlich um sie vor mir zu verbergen.
"Hey, hey!", murmelte ich halb beruhigend, halb beschwichtigend und griff vorsichtig nach seiner Schulter, um ihn wieder in meine Richtung zu drehen.
"Sieh zu mir, okay? Du brauchst dich nicht zu verstecken.", redete ich weiter und sah ihm in die Augen, sobald ich das geschafft hatte.
"Du bist ein toller Mensch, okay, Nori? All diese Dinge, die du für ihn getan hast, das war wundervoll. Ich kann dir nicht sagen, dass du dich von der Sache nicht runterziehen lassen darfst, erstens ist es dafür zu spät und zweitens wäre es auch nicht richtig, Trauer ist dazu da, etwas zu überwinden. Aber du solltest dich nicht verstecken, zumindest... zumindest nicht vor mir, okay? Wenn es dir schlecht geht, dann sag es mir einfach. Ich kann dir vielleicht nicht immer helfen, aber dann bist du nicht mehr allein... das hilft, glaub mir.", schloss ich, dann zog ich ihn schlussendlich doch in eine Umarmung. Ich hoffte wirklich, dass ich ihm dabei helfen konnte, dieses Dilemma zurückzulassen.

Nori
Zum einen, weil ich nicht wusste, was ich mit meiner Situation anfangen sollte, und zum anderen, weil mir seine Worte womöglich den letzten Schubs gaben, ließ ich einfach alles fallen und erwiderte die Umarmung. Dabei fing ich schon wieder an, loszuheulen, obwohl ich nach dem letzten Mal meine Tränen zurückhalten wollte. Klappte super.
"Ich... ich- nein...", brachte ich in einem Versuch, irgendetwas zu sagen, hervor.
Dann ließ ich das lieber vorerst mal sein, bei dem Geschluchze konnte man mich genauso gut verstehen, wie ich dabei sprechen kann.

Luca
Ich blieb still und begann einfach, sanft seinen Rücken zu streicheln und mit der Zeit auch, leicht hin und her zu wiegen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es viel zu lange hersein musste, dass sich jemand um ihn gesorgt hatte und er es auch zuließ, also sah ich es als meine Aufgabe, hier mein bestes zu geben. Nicht nur jetzt, sondern einfach diesen ganzen Abend.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, vielleicht waren es inuten, vielleicht Sekunden, als er sich in der Umarmung ein wenig bewegte, es war nicht viel, wahrscheinlich unabsichtlich, aber seine Position veränderte sich dadurch so, dass mir noch einmal von neuem klar wurde, wie dünn er eigentlich war. Mehr automatisch als bewusst intensivierte ich die Umarmung bei dem Gedanken noch ein wenig.
"Weißt du was? Wenn du dich wirklich, wie du gesagt hast, selbst zerstört hast, dann beginnen wir jetzt einfach mit dem Wiederaufbau. Meine Mutter funktioniert wie eine Großmutter normalerweise: Bevor du nicht doppelt so viel gegessen hast, wie sie, lässt sie dich nicht vom Fleck.", murmelte ich irgendwann einfach mit einem leichten Lächeln. Und außerdem wüsste ich bisher nichts, das ihre Kochkünste nicht wieder hätten hinbiegen können. Oder zumindest ein wenig mildern.

Nori
Bei der Aussage musste ich wieder ein wenig lächeln. Ich war auch insgesamt um einiges ruhiger geworden... was Umarmungen nicht alles lösen können. Aber auch insgesamt fühlte ich mich sicher, auf eine bestimmte Art. Ich hatte das Gefühl, dass man Luca alles Mögliche anvertrauen kann, auch wenn er sozusagen mehr in der Öffentlichkeit steht.
Vorsichtig begann ich mich, aus der Umarmung zu lösen und wischte mir die letzten Tränen aus dem Augenwinkel.
"Aber bevor wir runtergehen, sollten wir vielleicht dafür sorgen, dass ich normal genug aussehe, um nicht noch mehr Fragen ausgesetzt zu sein..."

Luca
"I hope there's enough food for a bear to eat, Ma!", kündigte ich uns an, was mit einem schadenfreudig gesäuselten "Hay suficiente para diez, querido!" beantwortet wurde, ich stöhnte in bösen Vorahnungen auf.
"Sie sagt, es hat genug für zehn. Sag ich doch.", informierte ich Nori und ließ mich auf einen Stuhl des runden Tisches fallen, von dem aus man einen guten Blick auf die Fensterfront hatte, die auf den Balkon führte, für Nori deutete ich auf den Stuhl neben mir.
"Ah, Hallo! Wir haben uns ja noch gar nicht wirklich getroffen.", kam es von meinem Vater, der plötzlich hinter uns stand und Nori die Hand zum Gruß hinhielt.
"Bejamin Park, du kannst mich Ben nennen.", stellte er sich in einer mir immer noch unergründlichen Mischung aus höflich- und Freundlichkeit vor, die ich nur zu gerne nachzuahmen wüsste.

Nori
"Ah, hai! Mein Name ist Nori Takahashi, es freut mich, Ihr- ähm, deine Bekanntschaft zu machen", antwortete ich wiederum etwas überrumpelt, während mir freudig die Hand geschüttelt wurde.
Da hatte man schon wieder keine Ahnung, ob man jetzt formal oder normal reden sollte... Aber mir fiel auf, dass so ziemlich jedes einzelne Mitglied dieser Familie noch freundlicher und auch fast so energiegeladen wie Jyushimatsu  war ((Jyushiftw)), es war zwar ungewohnt, aber es gefiel mir.
Dann vernahm ich ein leichtes Zupfen an meinem Shirt, welches von Luca ausgelöst wurde. Auf diese "Aufforderung" hin nahm ich schließlich auch Platz und wartete ab, was als Nächstes passiert.

Luca
Ich wartete einen Moment, bis mein Vater den Tisch umrundet hatte und meine Mutter zur anderen Hälfte des Raumes gehastet war, um etwas zu holen, bevor ich Nori aufklärte:
"Falls du dachtest, wir essen jetzt gleich, muss ich dich leider enttäuschen... Vloggingfamily undso...", meinte ich schulterzuckend und ein wenig verlegen, als mir einfiel, dass meine Frage ja eigentlich immer noch nicht beantwortet war.
"Apropos, du hast noch gar nicht geantwortet... Also, muss ich dich zensieren oder kann ich unbesorgt streamen?", fragte ich noch einmal nach.

Nori
Einen Moment überlegte ich, obwohl inzwischen die Antwort auf der Hand lag, dann schüttelte ich den Kopf.
"Nein, du musst mich nicht zensieren. Ich bin wahrscheinlich auf deinem Kanal schon als irgendwer bekannt, also macht es keinen Unterschied, denke ich", antwortete ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
Dennoch war ich ein klein wenig nervös... ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen wird. Geschweige wie ich mich gleich verhalten soll.

Luca
Ich erwiederte sein Lächeln mit doppeltem Einsatz.
"Toll! Keine Sorge, du kannst nichts falsch machen... sei einfach du selst!", unterwies ich ihn noch kurz, bevor ich einen Schritt zurück ging und (der Faulheit zuliebe) mit meinem Handy zu filmen begann.
"Hello Guys! Oh my god am I late? Why the hell do I have so many watchers, like, seriously, don't you have more interesting things to do? ARen't there like... other people on the internet with more exiting stuff?", begann ich. Normalerweise hätte ich jetzt begonnen, etwas über meinen Tag zu erzählen, bis die erwartete Zuschauerzahl anwesend war, aber d das schon fast der Fall war, schätzte ich, ich könnte auch gleich das Programm durchziehen, vielleicht wurden wir dann früher fertig als erwartet.
"Well I guess Imma wish you a happy new years eve already... Look at all this food people look at it, Ma said it was enough to feed ten bears with it so I guess we're gonna have to invite someone over... Oh wait, we did! Look who's here today!", verkündete ich bit einem hellen Lächeln in die Kamera, das ich dann Nori zuwandte, während ich mich umdrehte und ihn mit einem Arm um der Schulter näher zu mir zog, damit man uns beide in dem begrenzten Winkel der Handykamera sah.
"Isn't that great? I think it's great! We all think it's great! Nori~, wanna say hello to all your fans?", forderte ich ihn auf und drehte die Kamera ein wenig weiter auf ihn.

Nori
Ehrlich gesagt erschrak ich ein klein wenig, als ich so plötzlich vor die Kamera gezerrt wurde, ließ es mir aber nicht anmerken und lächelte den Bildschirm an, auf dem ich sehen konnte, wie die Zuschauerzahl weiter zu steigen schien.
Doch als es dazu kommen sollte, dass ich etwas sagen sollte, hoffte ich einfach nur, dass mein Akzent nicht zu schlimm war... ((Spoiler: niedlicher japanischer Akzent))
"Um, hai, so hello everyone! Most of you don't know me too well, so I think I don't have any fans out there, but I would love to greet all of Luca's fans and thank you for tuning in! I hope you all had a nice day so far, because it's the last day of this year already!", schloss ich mit einem breiten, aber vielleicht etwas nervösen Lächeln, bevor Luca die Kamera wieder wegdrehte und anfing, weiterzusprechen.

Luca
"Oh you bet you have them, those people can go crazy about a person wh ws seen in the background of an instagram picture. That actually happened once. We got together after three weeks.", scherzte ich (auch wenn es wahr war und auch jeder Zuschauer wusste dass es wahr war) und zwinkerte in die Kamera, denn drehte ich mich ein paar Mal langsam im Kreis, um unsere Dekoration vorzuzeigen, stellte es als äußerst exklusives Productplacemant dar und nervte ein wenig meine Eltern, indem ich ihren Stream für ein paar Minuten übernahm, beantwortete ein paar Fragn aus den Kommentaren und so weiter, bis ich schließlich wieder bei Nori landete.
"Quieres coger de tomates con yo?", tat ich, was von mi verlangt wurde, als ich angekommen war und man ihn wieder auf dem Bildschirm sah. ("Ask Nori if he wants to harvest tomatoes together. In spanish.")
"Beantworte einfach mit ja oder nein, das war meine New years dare...", erklärte ich kurz auf japanisch.