Le Roleplay

May
"Jungs, bitte steigt nicht aus dem Fenster während ich weg bin, Gabe sollte sich immer noch ein wenig schonen... Und passt vielleicht auf dass ihr in den paar Minuten nichts abfackelt, sowas hatte ich hier auch schon...", fasste ich im Türrahmen zusammen, worauf ich nur ein kurzes Nicken zur Antwort bekam, bevor ich meinen nett selbst gebackenen Apfelkuchen aus der Küche auflas und damit aus der Wohnung trat.
Es war zu einer Art Ritual geworden, dass ich, wann auch immer ein neuer Nachbar ins Wohnheim kam, ob er nun von der Schule war oder ein Student, der sich hier eine Wohnung genommen hatte, ich hatte immer mein Spezialrezept und eine Extraportion guter Laune bereit, um Neulinge willkommen zu heißen. Das konnte man auch gut gebrauchen, wenn man hierher kam, denn hier konnte es schon manchmal ganz schön lustig werden, teilweise auch Nachts. Da war ein Willkommensgeschenk als Linderung des Gemüts ganz nett, fand ich, und die meisten freuten sich auch darüber.
Was ich bisher über den Neuen wusste, war, dass die Wohnung, die er hatte, eine Einzelwohnung war - sie lag auf diesem Stockwerk, dass es sich um einen Studenten handelte und dass er männlich war. Ich hoffte dass er keine Abneigung gegen Äpfel hatte.
Mit diesem Gedanken klingelte ich also an der Tür und trat einen Schritt zurück, um den Höflichkeitsabstand einzuhalten. Erwartungsvoll starrte ich die Tür an. Würde der Neue hier reinpassen? Oder wie viele derer, die alleine wohnen wollten, nach ein paar Wochen das Handtuch werfen?

Ethan
Ich hatte gerade versucht ein kleines Nickerchen auf meiner Couch zu halten, als mich das schrille Klingeln an der Haustüre zusammenfahren ließ. Wer war denn das schon wieder? Erst heute morgen waren bereits ein paar meiner Uni-Kollegen hier aufgekreuzt,weil sie ja unbedingt die Einweihung meiner neuen Wohnung feiern wollten. Gott sei Dank hatte ich sie abwimmeln können.Ich verstand wirklich nicht, was an einem Umzug so besonders sein sollte. Und dann wollten sie auch noch um 10 Uhr morgens eine Flasche Sekt öffnen. Bei dem Gedanken daran musste ich unverständlich den Kopf schütteln. Sie waren ja ganz nett, meine Kollegen, aber manchmal verstand ich sie einfach nicht.
Falls sie jetzt erneut vor meiner Wohnungstüre standen und versuchten mich zu belästigen, würde ich ihnen mal ordentlich die Leviten lesen.Es konnte ja nicht sein, dass man nicht einmal an einem freien Tag in Ruhe gelassen wurde.
Ziemlich verschlafen und schlecht gelaunt, schlurfte ich zur Türe und riss sie etwas unwirsch auf. "Wie oft hab ich euch eigentlich schon gesagt, dass...." Ich beendete frühzeitig meinen Satz, als ich feststellte, dass da gar keine drei Japaner vor meiner Wohnungstüre standen, sondern ein südländisch aussehender Junge mit Apfelkuchen. Ich hob verwirrt eine Augenbraue."Und du bist...?"

// I kumm gad voll net daruf klar, dass ma alles im Präteritum schribt o.o//

May
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen, denn, zugegeben, auch wenn der junge Mann, der mir die Tür öffnete, nicht gerade gefährlich aussah, dann hatte er doch durchaus das körperliche Potential, es zu werden, und seine Stimmung schien auch nicht gerade vielversprechend. Trotz alldem kam ich nicht umhin, ihn einmal genau von oben bis unten zu mustern, bevor ich schließlich aus meiner Starre erwachte - und es war keine Scham, zuzugeben, dass er verdammt gut aussah.
"Uhm... Tut mir leid, wenn ich sie bei irgendetwas unterbrochen habe, mein Name ist Mario, aber man nennt mich May... Ich wollte nur kurz vorbeischauen und sie als neuen Nachbarn willkommen heißen, mit Kuchen, falls sie welchen wollen.", beeilte ich mich, zu sagen, während ich sprach, verflüchtigte sich auch langsam der nervöse Unterton aus meiner Stimme und ich kehrte zu meiner aufgeweckt-fröhlichen Grundstimmung zurück, mit der ich mich dann auch mal traute, zu seinem Gesicht aufzusehen.
Was im Nachhinein betrachtet keine meiner guten Ideen war, denn erstens fühlte ich mich jetzt wie ein kleines Kind neben ihm, und zweitens fixierte ich mich vielleicht etwas zu sehr auf seine Augen. Sie waren blau... Oder grün? Auf jeden Fall hell und faszinierend, wenn man mich so fragte, und die Brille brachte sie gut zur Geltung. Ich fragte mich, woher er kam. Dem Aussehen nach irgendetwas aus dem Norden, der leichte Akzent deutete laut meiner Erfahrung auf irgendein englischsprachiges Land hin. Hm...

Gabriel
Nachdem die Tür zugeknallt worden war, sah ich zu Finn auf, der sich gerade neben mir auf der Couch platziert hatte.
"Lass mal aus dem Fenster steigen", meinte ich hämisch grinsend, wobei das mein voller Ernst war.
Jedoch war es etwas schwierig, hier im vierten Stock aus dem Fenster zu klettern, da an diesem Gebäude keine Fenstersims ((Plural?)) oder irgendwelche Vorsprünge oder Sonstiges vorhanden war, an dem man sich festhalten konnte.
Trotzdem sprang ich kurzerhand auf, öffnete das Wohnzimmerfenster und setzte mich, so gut es ging, in den Fensterrahmen hinein. Dabei ließ ich ein Bein nach außen hängen und über dem Nahverkehr baumeln.
"Gilt das schon als Verstoß?", fragte ich, während ich mich weiterhin grinsend an Finn wandte.

Finn
Beinahe reflexartig sprang ich auf und folgte Gabriel, mit einem Anflug von Sorge auf dem Gesicht, und musste mich zurückhalten, ihn nicht sofort zu packen und wieder hereinzuzerren. Wir waren im vierten Stockwerk, war er verrückt geworden?
"Ja, tut es. etzt komm wieder rein bevor du dir noch das Genick brichst, dir ist genauso klar wie mir dass man auf dieser Seite nicht absteigen kann.", versuchte ich ihn zu überzeugen. Ich konnte mir eigentlich so gut wie sicher sein, dass er genau wie ich auch sämtliche Fenster überprüft hatte, um herauszufinden, welche sich eigneten, sollte jemand von uns einmal wieder seinen Schlüssel vergessen. Dabei stellte sich heraus, dass unser fenster zwar nicht die beste Möglichkeit war, jedoch war es besser, es dort zu versuchen, als den Weg durch Mays Zimer zu wagen und am Ende ein Haar des Teppiches anders zu biegen als es zuvor war. Er würde es bemerkun und uns den Kopf abreißen, wegen unbefugten Betretens einer Quarantäne, und unverantwortlichen Handelns. Also deutete ich mit dem Daumen in Richtung unseren Zimmers.
"Lass es uns lieber da versuchen, dabei laufen wir nicht Gefahr, auf unserem Begräbnis von einer Furie zerfleischt zu werden bevor sie den Sarg ablassen können.", fügte ich verstärkend hinzu, da ich ziemlich sicher war, dass genau das eintreffen würde, sollte einem von uns etwas zustoßen, während wir uns Mays Anweisungen widersetzten.

Gabriel
"Okay, okay", meinte ich beschwichtigend, während ich wieder hineinkletterte.
Dann eben in unserem Zimmer. Würde sowieso mehr Spaß machen.
Dort angekommen, öffnete ich wiederum das Fenster und inspizierte die Umgebung nochmals.
"Was meinst du, wie kommt man am schnellsten dort runter?", fragte ich, en Blick prüfend auf jedes Detail an der Hauswand gerichtet.

Finn
"Also, wie man schon sehen kann, müssen wir von hier aus erstmal ein Stockwerk weniger runter, das Erdgeschoß ist die Garage. Damit besteht schonmal weniger Lebensgefahr. Außerdem würden wirnicht auf dem Asphalt landen sondarn auf dem Kies, das macht die Sache nochmal angenehmer. Und dann, der entscheidende Faktor, ist da die Dachrinne...", ich wies mit einem Kopfnicken darauf, "... ich denke der Rest ist klar. Nahe ist sie nicht gerade, aber erreichbar sollte sie auf jeden Fall sein."
Ich warf ihm einen letzten Blick zur Bestätigung zu, bevor ich mich diesmal als erster ins Fenster setzte. Kurz darauf stand ich auf und balancierte mich irgendwie weiter zum Rande des kaum drei Zentimeter breiten Simses, der etwa fünf Zentimeter zu beiden seiten des Fensters weiterreichte, nach links, einen Arm ausgestreckt nach der Dachrinne, mit der anderen Hand hielt ich mich im Fensterrahmen fest, bis ich die Röhre schließlich zu greifen bekam. In dem Moment ließ ich mit dieser los und stieß mich so vom Fenster ab, dass ich von der Kante nicht abgedreht wurde, und packte so schnell wie möglich nun mit beiden Händen den Afluss der Rinne, mit den Füßen suchte ich für ein paar Augenblicke nach der nächsten Befestigung, auf die ich meine Zehen stellen konnte. Erst als das geschafft war atmete ich erleichtert durch, so ganz sicher war ich mir hier nicht gewesen, besonders nicht, ob das Blech halten würde. Aber es hielt, und so konnte ich mich die zehn Meter hinunterhangeln, bis ich absprang und auf dem Garagendach landete.
Ich gab einen Daumen hoch als Zeichen, dass alles gut war und wartete nur noch auf Gabriel. Zur Sicherheit blieb ich ziemlich genau zwischen Fenster und Rinne stehen. War ja nicht so, dass das hier die sicherste MEthode es Planeten war, ich war selbst froh, dass es funktioniert hatte.

Gabriel
Gebannt sah ich Finn dabei zu, wie er sich auf den Weg nach unten machte und musterte dabei jeden einzelnen seiner Schritte bis auf die letzte Zuckung. Aber es schien auf jeden Fall nicht allzu schwierig zu sein, da hatte ich schon mit Gefährlicherem zu tun. Ach, wie ich Steinschlag doch liebte...
Darauf bedacht, unserer beiden Seelen zuliebe nicht zu sterben, hangelte ich mich vom Fenster zum Rohr hinüber, wobei ich einmal kurz das Gleichgewicht verlor, mich aber genauso schnell wieder fing. Ich musste ein wenig aus der Übung gekommen sein...
Der restliche Weg nach unten vollzog sich dafür umso schneller und ich landete schlussendlich wieder neben Finn auf dem Garagendach. Ich nickte ihm kurz zu und ging bis zum Rand des Daches hinüber, aber diese Höhe war wirklich keine Herausforderung mehr.
Also setzte ich mich kurzerhand auf den Rand und ließ mich langsam nach unten herab, wobei ich mich nur noch mit den Händen am Dach festhielt, dann ließ ich mich den letzten ungefähren Meter fallen. Ich drehte mich um und wandte den Blick nach oben zu Finn.
"Was machen wir eigentlich nachher? Sollen wir irgendwo warten, bis May uns findet und behaupten, dass wir Ninjas im Zivil sind oder was?", fragte ich neckisch.

Finn
Ich prüfte kurz die Höhe und entschied, dass es reichte, direkt aus dem Sitzen abzuspringen - ich landete damit zwar nicht ganz Ninjahaft, aber sicher neben Gabriel. Sobald ich mich wieder aufgerichtet hatte, zuckte ich die Schultern.
"Ich weiß nicht... Essen Ninjas Eis? Es ist ziemlich warm hier draußen, ich hab' ein bisschen Geld dabei... Und wenn wir schonmal draußen sind, was solls. Was meinst du?", schlug ich ebenfalls grinsend vor. Ich konnte mit Sicherheit sagen, dass keiner von uns in den letzten Sechzehn Jahren öfter als einmal im Monat eine Eisdiele zu Gesicht bekommen hatte, und wenn sie hier bei dieser Hitze schon überall rumstanden... Warum nicht?

Gabriel
"Klar, warum nicht", entgegnete ich mit einem Schulternzucken.
Aber er hatte auch Recht, es war wirklich warm genug draußen, um sich ein Eis zu holen, vor allem nach solchen kriminellen sportlichen Höchstleistungen. Außerdem konnte ich mich gerade ernsthaft nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal Eis essen gegangen bin.
Also standen wir wenige Minuten später in irgendeiner Eisdiele und reihten uns in die Schlange ein. Dabei musterte ich zuerst kurz den Rest der Anwesenden, dann sah ich stirnrunzelnd an uns beiden herunter.
Ein paar Gedankengänge weiter kam ich dann auch bei der Realisation an, bei der ich, so leise es ging, aber dennoch unkontrolliert zu kichern begann.
Was war das denn überhaupt? Was hatten wir uns dabei gedacht?

Finn
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, warum Gabriel plötzlich so zu kichern begann, aber dann traf mich die Realisation wie ein Blitzschlag - auch wenn mir die Sache nur für etwa eine Sekunde peinlich war, bevor ich mich ebenfalls der Kicherei hingab.
Wir hatten doch tatsächlich vergessen, dass uns eindeutig anzusehen war, dass wir heute nicht unbedingt geplant hatten, die Wohnung zu verlassen. Nicht nur, dass meine Frisur vermutlich genauso verwuschelt war wie seine und wir hier in Jogginghose und irgendwelchen zufällig aus dem Schrank gezogenen Shirts rumstanden, dazu kam auch noch, dass wir irgendwie vergessen hatten, uns Schuhe anzuziehen.
Das kam davon, wenn man sein Leben in einem Kaff verbrachte, in dem im Grunde jeder so rumlief und es auch niemandem auffiel, wenn man Barfuß rumlief. Einmal daran gewöhnt hatte man nicht das Gefühl, etwas falsches zu tun, bis es einem eben auffiel...
"Wir sehen echt aus wie die lstzten Penner.", bemerkte ich grinsend und schüttelte den Kopf.

Gabriel
"Genau das meine ich", antwortete ich, immer noch grinsend.
Aber was solls, dann haben halt mal zwei Schweizer Penner eine Eisdiele in Tokyo betreten. Irgendwie klingt das wie der Anfang eines furchtbaren Witzes, so einen, wie man ihn in der durchschnittlichen Sonntagszeitung auffinden würde.
Ein paar Minuten und ein paar verwirrte Blicke später wandelten wir mit Eis ausgestattet wieder durch die Straßen unseres Viertels, denn wir hatten keine Ahnung, wo wir uns niederlassen sollten. Aber ich fand die Gegend hier auf eine gewisse Weise malerisch, auch wenn um einiges mehr los war als im Dorf. Vielleicht war es genau das, was mich so langsam Frieden mit meiner Situation schließen ließ...
Nachdenklich begann ich, Finn ein wenig zu mustern. Zugegeben, er hatte dazu auch etwas beigetragen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie langweilig mir hier jetzt wäre, wenn ich irgendwen Anderes getroffen hätte. Oder besser: jemanden, der nicht dieselbe Denkweise besitzt. Diese Dorfmentalität findet man eben nicht überall. Aber ich hoffte auch darauf, dass ich so schnell wie möglich wieder nach Hause gehen konnte, zumindest für ein paar Tage.
"Gehst du in den Ferien auch nach Hause?", fragte ich aus dem Nichts in die allgemeine Stille.

Finn
"Hm?"
Ich sah von meinem Eis auf, ich musste erst schlucken bevor ich antwortete. Vorher zuckte ich noch mit den Schultern.
"Ich weiß nicht, vorgehabt hab' ich es eigentlich nicht. Immerhin bin ich ja freiwillig hier, und ich habe auch nicht unbedingt das Bedürfnis, meine Eltern wieder zu sehen. Aber für meine Schwester wäre es bestimmt gut, und den ersten August zuhause zu sein wäre auch schön..." dachte ich laut. "Und wenn du gehst dann wird es mit May alleine vermutlich noch strenger, vorausgesetzt er findet keinen Freund um den er sich stattdessen Sorgen machen kann. Also keine Ahnung, ich denke, dann werde ich auch gehen.", schlussfolgerte ich schließlich. Es war mir jetzt nicht wichtig, zurück zu fahren, aber schön wäre es bestimmt.

Gabriel
"Ich würde dich sicher nicht mit May allein lassen, Gott bewahre. Da würde ich beinahe freiwillig hier bleiben", begann ich mit einem eher schockierten Gesichtsausdruck.
"Vielleicht können wir ja am ersten August was zusammen machen... irgendeinen Berg mit einer Flasche Wein und etwas Käse erklimmen und dem Feuerwerk zusehen, das wäre nicht schlecht", überlegte ich, dann lachte ich kurz bei der Vorstellung.
"Ich frage mich, ob unsere alten Verstecke und Lager noch existieren... ich kann sie dir zeigen, wenn du willst, aber nur, wenn du mir eure zeigst", schloss ich und wandte mich mit einem herausfordernden Lächeln an Finn.

Finn
Auch mein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als ich darüber nachdachte.
"Das wäre toll. Machen wir das.", stimmte ich zu. "Existieren werden sie noch, ist ja nicht so lange her dass wir noch im Team waren, und die Kinder machen immer noch weiter. Also ich würde vorschlagen, dass wir in der Nacht gehen, da sollte niemand dort sein.", meinte ich. Für gewöhnlich waren ältere Leute in den Veratecken nämlich nicht zugelassen, außer sie brachten Essen mit. Besonders keine aus dem anderen Dorf.

Ethan
Ich war zwar nicht gerade glücklich darüber, dass mich mein Nachbar wegen so einer Banalität aus meinem wohlverdienten Mittagsschläfchen gerissen hatte, aber wenn er sich schon die Mühe machte, einen Kuchen zu backen, sollte ich mal zur Abwechslung höflich sein. Ehrlich gesagt hasste ich solchen Süßkram, aber ich würde den Kuchen einfach morgen irgendeinem Uni-Kollegen vorbeibringen. "Uhm,danke." meinte ich, nahm den Kuchen etwas steif entgegen und ließ ihn gleich auf meiner Kommode hinter der Türe verschwinden. "Mein Name ist Ethan Lockwood, ich stamme ursprünglich aus England und studiere zurzeit Medizin an der städtischen Universität." So nun hatte ich ihm die wichtigsten Fakten über meine Person mitgeteilt, dass hieß ich musste mich nicht mit weiteren nervigen Fragen herumschlagen. Und jetzt noch ein netter Satz zum Abschluss, dann wäre ich wieder ungestört. "Ich hoffe auf gute Nachbarschaft und äh, danke für den Kuchen nochmal." Mit diesen Worten schloss ich die Türe vor seiner Nase. Er schien ja ganz nett zu sein, dieser May aber im Moment wollte ich einfach in Ruhe gelassen werden.

May
O...kay, der hatte wohl gerade nicht den besten Tag. Oder ich hatte mir einfach eine dumme Zeit ausgesucht. Oder er hatte keine Lust auf mich oder die Leute hier oder humanen Kontakt generell, aber diesen Gedanken versuchte ich mal ins Depot zu verlagern. Ethan also, huh? Aber jetzt gab es wohl wichtigeres. Zum Beispiel: Wieviele meiner Anweisungen konnten Finn und Gab innerhalb von fünf Minuten missachten, oder aber wie lange brauchen zwei Schweizer Jugendliche, um aus dem vierten Stock eines japanischen Hochhauses auszusteigen? Finden sie es heraus, gleich nach der Werbepause!
Okay, das reichte aber auch schon wieder. Ich sah schon, hete war ein wunderbar zynischer Tag. Mit einem Seufzen öffnete ich die Tür.
"Gab? Finn?", rief ich in die Wohnung, und wie erwartet, keine Antwort. Ein weiteres Seufzen. Aber die Sache hatte einen Vorteil: Selbst wenn sie es durch ihr Fenster mit der Dachrinne nach draußen geschafft hatten, herein kam man außer durch die Tür eindeutig nur durch mein Fenster, und in diesem Fall tippte ich einfach mal wild darauf, dass sie sich für die Tür entscheiden würden. Also gab es für mich nur noch eines zu tun:
Ich holte mir einen Stuhl aus der Küche, stellte ihn auf den Flur neben die Tür und holte mir eine ein Liter Packung Kokossaft mit Strohhalm und setzte mich im Schneidersitz auf meinen Wachposten.
Ich fragte mich, wie lange sie e s ohne Schuhe draußen aushalten würden...

Gabriel
"Ich hab Angst, wieder zurückzugehen", kam es plötzlich von mir.
Aber das war auch wieder typisch Gab, im einen Moment will er gegen jede vorhandene Regel verstoßen, im nächsten hat er es sowieso schon wieder bereut und will sich nicht mehr den Konsequenzen stellen.
"Wetten, dass May schon wieder dort drin auf uns wartet? Was sollen wir machen?", fragte ich an Finn gewandt, halb am Verzweifeln.

Finn
Ich zuckte die Schultern.
"Vermutlich schon, ja. Wenn er uns nicht eh gleich auf der Straße aufgabelt und nachhause schleppt...", meinte ich, was vermutlich nicht gerade die hilfreichste Antwort war, da Gabriel ziemlich nervös aussah. May hatte nun Mal schon etwas einschüchterndes an sich.
"Aber er wird uns schon nicht umbringen.", fügte ich mit einem Lächeln hinzu. "Immerhin ist es ja sein Ziel, uns am Ende des Schuljahres wieder intakt abzugeben, da kann er uns nicht selbst zerreißen."

Gabriel
"Vielleicht hast du Recht...", antwortete ich mit ein wenig mehr Selbstvertrauen. Dann werde ich mich eben stellen, auch wenn es mich umbringen wird.
Einige Minuten später betraten wir zögerlich wieder das Treppenhaus, dabei nahmen wir uns viel Zeit, um bis zu uns nach oben zu kommen. Wir hatten es ja nicht eilig, oder? Nein, wir hatten alle Zeit der Welt... richtig?
Vor der Tür angekommen, blieben wir nochmal kurz stehen. Sie war zu. Aber sie konnte nicht abgeschlossen sein. Kurz wechselten wir noch einen Blick, dann öffnete ich die Tür so, als ob nichts gewesen wäre, Finn im Schlepptau.
Doch ein Blick in Mays Augen reichte, um mich sofort hinter Finn zu verstecken. Okay, das wars, wir sind jetzt tot.

Finn
Ich hätte mich in dem Moment auch gerade gerne hinter jemandem versteckt, aber ich schätzte, als Bezahlung dafür, dass ich vorhin so locker über Mays vermutliche Reaktion geredet hatte, musste ich jetzt wohl ein wenig Gabriel beschützen. Also versuchte ich noch, mich ein bisschen aufzubauen und meinen Blick irgendwo zwischen seinen Augen zu fixieren, um in irgendeiner Weise so auszusehen, als hätte ich nicht den größten Respekt vor May, das gab ich aber gleich wieder auf, als er mir ohne auch nur aufzustehen einen Blick zuwarf, des so auch schon alles sagte. Da er jedoch an meiner Intelligenz zu zweifeln schien, fasste er sich noch einmal schön in Worte: "Du brauchst nicht so zu tun, als hättest du mir was entgegenzusetzen. Steh wenigstens dazu, wenn du einen Fehler gemacht hast (( #actualparent ))."
Danach stand ich gleich wieder vor ihm wie ein begossener Hund und starrte den Boden an, während er schließlich theatralisch langsam von seinem Stuhl aufstand und stellte sich vor uns, wobei es ihm völlig egal zu sein schien, dass keiner von uns ihn ansah.
"Sieht so aus, als müsste ich euch doch wie kleine Kinder behandeln. Denkt nicht, ihr kommt ohne Kosequenzen davon, wenn ihr sowas abzieht, das ist nicht nur verdammt gefährlich an sich und kann mir enorm auf den Kopf fallen weil ich als WG-Ältester nicht auf euch aufgepasst habe, ihr solltet es mittlerweile besser wissen als auf diese dumme Art und Weise Regeln zu missachten."
Na toll, das klang ja super. Langsam war ich mir auch nicht mehr so sicher, ob wir seine "Konsequenzen heil überstehen würden. Besonders bei der langen Pause, die er gerade machte. In der Zeit starrte er uns einfach nur an, als würde er nach unserem wunden Punkt suchen.
"Kein Fernsehen oder Radio bis zum ersten EM Spiel.", beschloss er schließlich, ich war kurz davor nach Luft zu schnappen und ihn empört anzusehen, beließ es aber doch lieber dabei schmollend meine Füße anzustarren und mir auf die Lippe zu beißen.
"Und jetzt geht euch die Füße waschen, sonst putzt ihr das nächste Mal die Wohnung."

Ave
Im Nachhinein war ich mir dann doch nicht mehr so sicher, ob die Sache hier eine Gute Idee war, schließlich wollte ich ursprünglich nicht, dass wir einen großen Rummel um die Sache machten, und so schnell wie möglich wieder rauskamen, undd as war hier ja jetzt nicht gerade produktiv in dem Sinne. Aber einen Rückzieher gab es nicht, immerhin hatte ich es ja quasi entschieden.
Also stand ich schließlich am ausgemachten Abend mit meinen gefühlt vierhundert koffern (es Lebe der Modegeschmack- und das meiste würde er mich eh nicht anziehen lassen) vor dieser lächerlich großen Tür und Klingelte. Ein wenig bescheuert kam ich mir schon vor.

Gabriel
Ziemlich niedergeschlagen, beziehungsweise verängstigt folgte ich Finn in unser Zimmer, wobei ich seine Schultern nicht losließ, bevor die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war.
Nach ein paar Minuten bedrückender Stille, in denen wir das Gesagte nochmals einwirken ließen, erhob sich Finn seufzend von seinem Futon und murmelte etwas von der Dusche, bevor er leise den Raum verließ, jedoch die Tür um einiges lauter zuschlagen ließ. Das war meine Schuld, nicht wahr? Na ja, vielleicht indirekt. Er hatte ja zugestimmt. Ich sollte das wieder gutmachen, vielleicht mit Eis?
Nachdenklich zog ich meinen Laptop vom Tisch herunter und ließ mich damit auf mein Futon fallen. Eine Mail von meinem Vater? Der Betreff waren die Sommerferien... wahrscheinlich wollte er fragen, wann ich komme und so.
Aber... was? Wie jetzt? Was soll das heißen, ich kann nicht kommen? Und er fährt währenddessen mit meiner Mutter irgendwo anders hin? Das bedeutet doch, dass ich die ganzen Ferien hierbleiben muss! Vielleicht hatte ich ja falsch gelesen, ich war sowieso heute ziemlich neben der Spur... ja, das musste es sein. Nein, die Worte verloren nicht ihre Bedeutung, es stand genauso dort, wie ich es nicht haben wollte. Das konnten die doch nicht einfach machen! Ich will wieder nach Hause! Nach Hause...
Mit all dem Grauen kamen mir schlussendlich auch noch die ersten Tränen hoch, die ich erfolgreich wegblinzelte. Das konnte ich jetzt gerade nicht brauchen. Stattdessen klappte ich den Laptop wieder zu, ließ die Mail unbeantwortet. Ich musste meinen Kopf klar kriegen.
Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende geführt, richtete ich mich auf, ging zu meinem Schreibtisch rüber und zog die unterste Schublade auf. Ein halber Liter ist genug, denke ich.
Nachdem ich May eine Kurzmitteilung von wegen "frische Luft schnappen" zugemurmelt hatte, befand ich mich wenige Augenblicke später schon wieder auf den Straßen unseres Viertels. Oben... nach oben... aber wohin? Die Schule war zu nahegelegen, ich musste etwas Neues finden.

Eine ungefähre halbe Stunde später saß ich auf dem Dach eines verlassenen Wohnhauses, das ehrlich gesagt ziemlich schwierig zu erklimmen war, vor allem mit einer Flasche Wein. Wenn ich wollte, könnte ich Unmengen davon trinken, aber ich vertrug bedauernswerterweise nicht allzu viel davon. Besagte Flasche begann ich schließlich zu leeren, zuerst langsam, dann immer schneller. Wie war das nochmal?
...Moment mal. Wenn ich in den Ferien nicht nach Hause kann, dann kann ich auch keinen Wein von dort mitnehmen! Warum hab ich das nur getrunken? Jetzt ist alles weg, alles verschwendet! Ich spürte, wie sich wiederum Tränen in meinen Augen formten. Nach Hause, nach Hause, ich darf nicht nach Hause! Aber ich will nach Hause! Warum nur? Konnte mir nicht irgendwer helfen?
Genau, Finn! Der weiß doch, was ich tun kann, er weiß doch so viel! Ich musste einfach zurück zur Wohnung und ihn fragen, ich musste doch nicht mal hierher kommen! Warum ist mir das nicht früher eingefallen? Na dann mal los!
Vorsichtig machte ich mich auf den Weg zum Rand des Schrägdaches und wollte herunterklettern. Aber... wie? Wie bin ich überhaupt hier raufgekommen, da kommt man doch nicht mal runter! Jetzt musste ich für immer hier oben bleiben, wie die streunenden Katzen, die ich immer in der Nacht heulen hörte. Ich musste sagen, das mit dem Heulen hatte ich schon drauf, aber woher bekam ich etwas zu essen, wenn ich hier nicht runterkonnte? Ich brauchte schon wieder Hilfe!
"Finn, hilf mir doch!", halb rief, halb schluchzte ich dem nahenden Sonnenuntergang entgegen.

Finn
Ich hatte beschlossen, gleich ganz duschen zu gehen, wenn ich schonmal dabei war, das war nach dem Stress eben auch ganz entspannend. So blieb ich ein wenig länger unter der Dusche, und dachte über dies und das nach, während das warme Wasser auf meine Haut prasselte. Keine wirklich bedeutenden Dinge, aber eben die Art von Philosophien und Problemlösungstaktiken, die man nur in der Dusche hatte.
Als ich schließlich wieder in unser Zimmer zurückkehrte, erwartete mich ein einsamer, zugeklappt auf Gabriels Futon liegender Laptop, von ihm selbst keine Spur.
Ich vermutete mal, dass er in der Küche war, um etwas zu trinken oder was auch immer, da ich im Moment aber keine Bedürfnisse der Art verspürte, beschloss ich, hier auf ihn zu warten und derweil meine Mails zu checken. Dort fand ich dann aber auch nichts interessantes oder irgendetwas, auf das ich hätte antworten können. Also doch Küche...
"Haben wir was Mikrowellentaugliches da? Ich glaube nicht, dass.... Huh?"
Verwirrt runzelte ich die Stirn, als ich um die Ecke bog und einen leeren Raum vorfand. Wo war er dann? Im Bad konnte er nicht sein, da war ich eben noch, und aus dem Wohnzimmer kamen Geräusche eines Fernsehers, also stand das auch nicht zur Verfügung. Aber wo dann?
Zögerlich näherte ich mich dem Wohnzimmer und klopfte an, auch wenn ich jetzt nicht gerade das Bedürfnis hatte, mit May zu reden, sonst war ja niemand hier, und wenn jemand wusste, wo Gabriel hin war, dann musste er es sein.
Am Ende musste ich nicht mal Fragen, damit May seine Serie ausschaltete und sich von der Couch aufrichtete, um zu mir zu kommen.
"Gab hat gesagt, er wolle frische Luft schnappen.", teilte er mir mit, ich wollte mich schon wieder wegdrehen, doch er hielt mich zurück:
"Nein, warte. Ich glaube, er hat eine Flasche Wein aus meiner Schublade mitgehen lassen, wenn ich mich nicht irre. Und wenn ich das nicht falsch aufgefasst habe, dann verträgt er nicht allzu viel? Also... Wenn es dir nichts ausmacht, könntest du ihn suchen gehen? Ich hab' ne Verabredung in Shinjuku, und da sollte ich langsam los..."
Täuschte ich mich oder hörte ich da so etwas wie Schuldbewusstsein aus seiner Stimme? Naja, bei dieser Situation...
Ich nickte, natürlich. Hätte ich auch ohne den Alkohol getan.
"Klar, ich finde ihn schon.", stimmte ich zu, damit entließ mich May dann.
Ich zog mir noch schnell eine Jeans statt der Jogginghose an und warf ein gesellschaftstaugliches Shirt über, bevor ich in die Schuhe schlüpfte und mich nach draußen beeilte, May war in der Zeit im Bad verschwunden.
Auf der Straße angekommen ließ ich mich einfach von meinen Beinen leiten, das hatte Gabriel vermutlich auch getan, also wäre es sinnlos, den Versuch zu starten, eine Route zu rekonstruieren. Er musste ja ziemlich aufgebracht gewesen sein, wenn er einfach mit einer Flasche Wein abhaute, schließlich wusste er ja selbst, dass er da empfindlich war. Da konnte der Vorfall jetzt doch nicht alles gewesen sein, oder? Vielleicht hätte ich mal auf seinem Laptop nachsehen sollen - nein, das wäre verletzung der Privatsphäre. Er würde mir schon sagen, was los war, und wenn nicht, dann ging es mich eben nichts an. Jetzt sollte ich mir eher Sorgen darum machen, wie ich ihn je finden sollte... Ich meine ich könnte... Ach egal. Was solls.
"Gabriel!", rief ich erst vorsichtig, dann, nach einem Räuspern noch einmal, diesmal lauter: "Gabriel!"
Um ehrlich zu sein erwartete ich keine Antwort, trotzdem rief ich immer wieder einmal nach ihm, während ich durch die Straßen des Viertels streunte. Bis irgendwann doch eine kam.
Erst dachte ich, eine Katze würde irgendwo nach Aufmerksamkeit suchen, doch nach genauerem Hinhören konnte ich ein entferntes "Fi~nn!" heraushören. Nach dem zweiten mal gesellten sich auch noch andere Worte hinzu, die ich aber nicht verstehen konnte. Entfernt jedoch nicht wie in mehrere Blocks weiter, eher wie in einige Stockwerke über mir.
Aber auf welchem dieser Häuser...? Gott, die waren aber auch alle verdammt hoch. Wie sollte ich einen angetrunkenen Gabriel da wieder runter kriegen?
"Gabriel ich komme zu dir. Bleib wo du bist, klar?", rief ich ihn schließlich zu - keine Antwort, ich wertete das als Ja.
Dann sah ich mich nach einem Haus um, das ungefähr der Schallquelle entsprach und aussah, als könnte er es geschafft haben, mit einer Flasche Wein hinaufzuklettern. Ganz sicher wurde ich mir nicht, aber irgendwann musste ich auch eines aussuchen.

Es dauerte nicht mehr lange, bis ich oben angekommen war und mich auf das Hausdach hievte - tatsächlich, ich hatte richtig ausgewählt. Und erwartet wurde ich von einem ziemlich verheult aussehenden Gabriel.
"Hey..." war alles was ich sagte, sobald ich sicher auf dem Dach war, dann wartete ich seine Reaktion ab.