Le Roleplay

Andrei
Der Gedanke, den ich die letzten Wochen verdrängt hatte, war wieder da. So sehr ich Ryus Entscheidungen respektieren wollte, wünschte ich mir nichts sehnlicher, dass er seine Meinung ändern würde. Und jetzt war ich dort angekommen. Und jetzt hatte ich keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
"Wo bist du jetzt? Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das genau anstellen soll, aber ich hol dich da raus. Versprochen. Diese Bastarde werden es noch bereuen, mir das Wichtigste in meinem Leben wegnehmen zu wollen", halb flüsterte, halb zischte ich.
Erst jetzt fing ich an, über meinen letzten Satz nachzudenken und realisierte, dass ich nichts als die Wahrheit sprach. Mir fiel spontan nichts Anderes ein, was mir wichtiger als Ryu war, und das war auch richtig so.
Ich befreite meinen Kopf wieder von meinen Nebengedanken und wartete auf eine Antwort.

Ryu
Ein flüchtiges Lächeln huschte über meine Lippen, als er das sagte, ih hätte nciht gedacht, dass er so etwas je sagen würde. Aber ich konnte jetzt nicht abschweifen, ich musste mich konzentrieren.
"Ich bin zuhause. Ich darf nicht raus, nicht mal auf den Balkon, und ich darf nicht telefonieren oder irgendetwas in die Richtung.", beschrieb ich die Situation. Wie ich das noch einmal wiederholte, klang es einfach zu auswegslos.

Andrei
Zuhause. Zumindest irgendwo, wo ich ihn aufspüren konnte, aber auch irgendwo, wo ich wahrscheinlich nicht reinkommen würde.
Zumindest nicht allein...
"Alles klar. Gib mir 24 Stunden, morgen Nacht kommst du hier raus." Ich pausierte kurz, dann fuhr ich mit sanfterer Stimme fort: "Mach dir keine Sorgen, Ryu. Ich bin für dich da, wenn es sein muss, auch für immer. Halte nur noch ein bisschen durch..."
Sobald dieser Anruf zu Ende gezwungen wird, werde ich gleich meinen ansatzweisen Plan in die Realität umsetzen.

Ryu
Es fiel mir schwer, ihm zu glauben, doch ich wollte es nur zu gerne tun, also nickte ich ungesehen in die Leere. Hinter mir begann die Tür in rhythmischen Abständen zu donnern und ich stand auf, um mich von ihr wegzubewegen.
"Danke...", flüsterte ich noch ins Telefon, ich hätte so gerne noch weiter mit ihm gesprochen...
Aber als hätte irgendetwas darauf gewartet, dass unsere Unterhaltung einen Abschluss fand, gab genau in diesem Moment die Tür nach und brach mit einem Krachen in den Raum.
Ich legte das Gerät wegg und senkte den Kopf, ich konnte nicht die Energie aufbringen, diesen Blicken jetzt standzuhalten.

Andrei
"Ryu? Ryu!"
Es hatte keinen Zweck mehr. Das Hämmern an der Tür auf seiner Seite gab mir schon genug Auskunft über die Situation. Aber das war nur ein weiterer Grund zur Beunruhigung.
Gut, ich konnte nicht allein da reinstürmen, ohne von Kugeln durchsiebt zu werden oder Ähnliches. Entweder brauche ich einen Panzer oder... ein paar Komplizen. In Sachen Erfahrung und Stärke fiel mir aber auch nur eine Person ein, die sich mit mir messen konnte und ich gut genug kannte.
Nur gab es dabei nur ein Problem... bei dieser Person handelte es sich um... diesen verdammten Kapitalisten.

Als ich wenige Minuten später im Bus saß, überlegte ich, wo er sich früher überall rumgetrieben hatte. Es war eben doch schon eine Weile her. Aber ich wusste, dass er sich gerne an eher abgelegenen Orten aufhielt, die man eben nur mit dem Bus erreichen konnte.
Dann erinnerte ich mich. Konbini... Klar doch, er ging ziemlich oft in einem bestimmten Laden in Setagaya stehlen, mit Glück könnte ich ihn dort finden...

Als ich in dem kleinen Geschäft angekommen war, fing ich an, etwas darin rumzuschlendern und mich umzusehen.
Ich musste ihn heute noch finden, auch wenn es die ganze Nacht dauern wird.

Ave
Von meiner Wohnung ausbwar es zwar ein Stück bis Setagaya, besonders bis zu dem Ort, an den ich wollte, aber ich fühlte mich seltsamerweise verpflichtet, in jenem kleinen Laden weiter einzukaufen. Über die Jahre hatte ich dort bestimmt einiges an Schaden angerichtet, da war es nur gut, wenn sie jetzt einen Stammkunden dazubekamen.
Wie immer nickte ich der Verkäuferin zu, als ich den Laden betrat, und nd schnappte mir einen Einkaufskorb.
Meine übliche Runde begann bei den Backwaren, wobei ich diese für gewöhnlich einfach ignorierte und sofort zu den Eiern überging, heute aber nahm ich mir ein paar Dinge mit. Der schnee verlangte meiner Meinung nach nach Weihnachtskeksen. Auch ein Lichterkette warf ich später ohne viel zu überlegen in den Korb. Da war er, der weihnachtliche Kitschgeist, den jeder Amerikaner irgendwo in sich trug.
Gerade als ich in die Reihe mit den Getränken einbiegen wollte, entdeckte ich jemanden, der mich innehalten ließ. Skeptisch beäugte ich den Russen, der sich eher weniger für das Zeug zu interessieren schien, das er da beäugte.
"Was machst du hier?", fragte ich ihn nach einem Moment unentdeckten Anstarrens skeptisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er tatsächlich zum einkaufen hier war.

Andrei
Beim Klang dieser skeptischen Stimme erstarrte ich für eine Sekunde, dann fuhr ich herum und lief direkt auf ihn zu. Hoffentlich wirkte ich nicht allzu verzweifelt...
"Was ich hier mache? Genau dich suchen. Ich hab etwas mit dir zu besprechen, also hol dir das, was du brauchst, ich warte draußen." Bei Vervollständigung des letzten Satzes machte ich sofort auf dem Absatz kehrt, ohne auf eine Antwort zu warten und positionierte mich draußen, gegenüber vom Laden.

Ave
Ich zuckte mit den Schultern, als er mich einfach stehen ließ, was auch immer. Auch wenn es mich ernsthaft wunderte, was ich nun wieder verbrochen hatte. Wortwörtlich, denn seit unserem letzten Aufeinandertreffen hatte ich keinen Finger mehr gerührt.
Ohne mich sonderlich zu beeilen beendete ich also meinen Einkauf, verpackte an der Kasse alles in Tüten u d begab mich dann zu ihm nach draußen.
"Also, was gibts?", wollte ich ungeduldig wissen.

Andrei
„Heute bin ich ausnahmsweise nicht hier, um dich herauszufordern oder so, auch wenn diese Idee nicht mal so schlecht wäre…“ Ich schüttelte jegliche verräterische Mimik ab und konzentrierte mich wieder auf das Wesentliche.
„Hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber… ich brauch deine Hilfe. Kurz erklärt, ein Freund von mir befindet sich gerade in den Fängen der Yakuza, die zu seinem Pech seine Familie darstellen soll, und wurde zuhause weggesperrt, nachdem ich mich mit ihm sehen ließ und die Leute seines Vaters auf mich gehetzt wurden. Wenn ich da allein hineinstürmen würde, dann kannst du darauf vertrauen, dass ich im Kugelhagel untergehen würde. Also brauch ich ein klein wenig Unterstützung, und da du jetzt nicht gerade komplett unfähig bist und in der Gegend wahrscheinlich noch ein paar andere Leute kennst, konnte ich mir gut vorstellen, dich daran teilhaben zu lassen.“
Ich musste den Reflex unterdrücken, gegenüber von ihm nicht in eine Angriffshaltung zu verfallen und sah ihm nochmal in die Augen.
„Also, Ave… bist du dabei?“

Milo
Laaaangweilig… sogar Youtube ist mir heute fast schon zu langweilig. OH! Ein neues Video von Cyprien! Zwar versteh ich nicht unbedingt alles, was er sagt, aber bei seinen Videos vergesse ich schnell die Tortur in der Schule, die unter dem Codenamen „Franzöischunterricht“ agiert. Ich glaube wirklich, wegen ihm und pvnova ziehe ich das noch durch, weil dafür lohnt es sich wenigstens. Matura? Was ist das? Kann man das essen?
Mit einem Grinsen im Gesicht klickte ich am Ende des Videos auf den Like-Button und sah mir die Vorschläge an. Ich musste mir einfach sein Video über Spanien nochmal anschauen, eigentlich könnte ich es auch Daan schicken. Französisch und Spanien – die perfekte Kombination!
Gerade als ich eine ziemlich dumme Seite mit dem Namen Crazyfussles öffnen wollte, sprang mir noch ein Video ins Auge.

Spanish Anti-Vampires… okay, die Thumbnail war schon Grund genug, da drauf zu klicken.
Oh mein Gott niedlich. Sehr niedlich. Und knuffig.
Und er ist gerade in Japan, das Video kann ja nicht besser werden.
…Spain. Das ist Spain. Niemand kann ab jetzt etwas anderes behaupten.
Das Editing erinnert mich extremst an Dan. Jap, Dan. Ohh, nächste Woche kommt wieder phil is not on fire!
Dat Ending. Truly amazing.
…
…
…
*clicks subscribe button*

Okay. Okay. Wenn Daan noch nichts von dem hier weiß, dann hat er seine Ehre als Fanboy verletzt.
Sofort stürzte ich mich auf mein Handy, öffnete dort Youtube und wenige Sekunden später war der Link schon unterwegs via Telegram.
„MUST. WATCH. Weil Spanien. Und Japan. Und Tomaten. Und niedlich.“

Ave
Ich brauchte einen Moment, um diesen Redefluss in brabae Informationen zu konvertieren, dann hob ich die Augenbrauen und öffnete den mund, wie um etwas zu sagen, schloss ihn aber schnell wieder. Ein verständnisloses Schnauben beendete mein Kopfschütteln.
"Ich dachte ja, ich treibe mich in seltsamen Kreisen rum...", seufzte ich und fuhr mir durch die Haare, dann sah ich wieder zu ihm auf. Dabei fiel mir auf, dass er gar nicht mehr so groß wirkte, wenn man sich so oft mit Katsu abgab.
Nachdem ich seine Mimik noch einmal genauestens auf Anzeichen einer Lüge, warum auch immer, abgesucht hatte, begann ich schließlich langsam, aber sicher, zu nicken.
Erstaunlicherweise hatte ich nicht wirklich einen Gedanken daranverschwendet, ihm nicht zu helfen. Für gewöhnlich, wenn auch nur für bruchteile von Sekunden, dachte ich erst über meine Handlungen nach, ich überlegte, wie hoch die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg war, was ich dafür bekam, was für ein Verlust auf dem Spiel stand und so weiter, aber jetzt... Diese Kombination aus totaler Fertigkeit und absoluter Entschlossenheit, die hier vor mir stand, eliminierte für mich einfach den reinen Gedanken an das Wort "nein".
"Ich habe zwar keine Ahnung, wie genau du solche Leute immer auftreibst, aber klar. Wenn du meine Hilfe wirklich brauchst, habe ich keinen Grund, abzulehnen. Ist ja nicht so, als hätte man zwischen uns 'n Zeun gebaut oder so."
Wow, war das gerade eine Art Friedensangebot? Von mir? Und da sagt noch einer, Geld verändert keine Menschen...
"Nur kann ich dir leider nur mit mir selbst weiterhelfen, ich bin nicht gerade die Art Mensch, die Kontakte pflegt. Die Einzigen Leute, deren ungefähren Aufenthaltsort ich kenne, sind ein paar asoziela Arschlöcher, mit denen du dich nicht mal bei so was verbünden willst... und eine Person mit einem überempfindlichen Ruf, die ich in sowas nicht mit reinziehen kann.", klärte ich ihn auf.

//I hob a neue favorite quote of all time: "Diesem armen Praktikanten zuliebe musst du jetzt schwul sein!"

// "über Hingabe und Zuneigubng und darüber, dass schwule Liebe den Tod überwinden kann..."

Andrei
Eine Weile lang überlegte ich, schlussendlich legte ich den Kopf schief und sah wieder zu dem kleineren Amerikaner rüber.
"Solange mindestens eine Person mehr dabei ist, reicht das mir. Ich meine, du hast deine Fähigkeiten in den letzten Jahren mehr als bewiesen, würde ich sagen..." Ich fing an, ein wenig auf der Stelle hin- und herzutappen.
"Was den Plan betrifft... sollten wir es so lautlos wie möglich schaffen, in dieses Haus reinzukommen und ihn da rauszuholen. Oder wir sorgen für Aufregung und holen ihn raus, während alles andere im Chaos versinkt... Jedenfalls habe ich ihm versprochen, ihn morgen nachts zu befreien. Meinst du, wir kriegen das her?"
Was redete ich denn da? Wir müssen das herkriegen, wer weiß, was mit Ryu noch passieren wird!

Ave
Ich seufzte und zuckte mit den Schultern.
"Sieht ja nicht aus, als hätten wir eine große Wahl, oder?", riet ich mit schief gelegem Kopf.
"Dann lass uns jetzt aber gleich mit dem Planen anfangen, sonst werden wir nie fertig.", schlug ich vor, oder eher, befahl ich.

„Secret Santa’s ninja career“

“Hello tomato-elves and welcome to my Christmas mansion!”
*leans back until he almost falls off his chair to show off massive decoration in the background, then hurries back up*
“Seriously I think I never did as much decor as I now have, not even in the US... However, how you may have noticed if you aren’t living under a rock on mars, today is advent the first so I am starting my calendar! *Yay noises in background*
Okay, I don’t want to keep you waiting, so I am going to show you what I am going to give my “victim” today. Well... actually I have already when you see this video BUT in my timeline I haven’t... obviously...
ANYWAYS here it is! Tadaa!”
*presents gift to camera* *Tadaa concert in background*
“Isn’t it cute? I think it’s lovely... *dreamy look* If it wasn’t for that purpose and I did it for someone else, I would probably keep it for myself. I actually even learned how to knit for this, I was so ambitious, I don’t even know...
So, uh, let me explain it... first of you hopefully already recognized it is a sock, otherwise I’m not sure if your eyes or my knitting skills are to serious doubt. Next, you can see these little clips on it, one is a brownie... or kind of one, and the other is a little angel which both refer to...”
*pulls slightly visible piece of mint green paper out of sock and unfolds it*
“This letter here. It’s scented paper by the way, it smells like... *smells it* fir, I guess? I forgot, but I think it smells like fir.
However *cut* I am using that word way too often *cut* let me read it to you.
*smiles*

Hello little elf!
Actually I am your elf now... well not an elf, more like a christmas-brownie – and I don’t mean the cake – but well, let me explain this, it may seem kinda odd at the beginning if you don’t know it and I don’t think there’s any tradition to it in japan.
Well, as I recognize you are a culture loving person, you may know this as the game of “Secret Santa”, you know, when a group of people decides to trigger who is whose Secret Santa and everyone has to give one to five little presents to someone else in the whole of christmas time.
To be honest, as a kid, I never understood why it was called Santa, or rather, why a game called Secret Santa should consist of such content. I found it strange, you know, because Santa is a secret person himself, so why should we all be Secret Santas? For me as a child, it would only make his identity even more complicated.
And even when I got older, I wouldn’t let go of the thought that it made no sense, it was more a possibility to practice my ninja skills, ...Ah, there I drew a little Ninja-Santa! *shows picture* ... so I really enjoyed the German word for it: “Wichteln”. This may need some more explanation... At first, you have to know what a “Wichtel” is. It is a similar word to brownie, some certain internet translators would even say it’s the same, but I think they still are slightly different... Wichtel or “Heinzelmännchen” are just very very tiny guys who live in every household, and if taken care of, they come out at night when you’re asleep and help you finish your work or give you little gifts. (There’s also a small tale about a shoemaker which explains them pretty well. If you’re interested, you can just search for “the shoemaker and the elves” on google. I know, elves, yeah, but the original tale is German and it actually is about Heinzelmännchen.) If you ask me, referring to them in a game in which you secretly gift each other, makes much more sense than “Secret Santa”. And there is an even cuter word in German, most frequently used in Switzerland: “Schutzengelchen-Spiel”. In english, that would be “patron-angel-game”, which sounds kinda dumb, so I guess I found the one word that sounds better in german than in other languages...
However, how you probably can figure by now, I am planning on playing the Secret Santa game with, or better, to you. I’m going to be your Wichtel, or if you wish, your Schutzengelchen...
Why you ask? Just to cheer you up.
So, await some sneaky gifts in your world in the days to come. I hope I can bring you at least some of my Christmassy joy into your life!
~Your Wichtel

Well, that was it. How do you like it? I hope he likes it... Well, we’ll see. That’s a few seconds for you, a whole bunch of hours to come for me. Let’s see...”
*reaction video with blurred faces*

*skip de temps*

Andrei
Da meine Wohnung nicht so weit entfernt wie seine war, hatten wir beschlossen, das Ganze eben bei mir durchzuplanen. Nach einer ziemlich diskussionsreichen Nacht hatten wir gegen fünf Uhr Morgens nicht nur einen Strategieplan, sondern auch Plan B,C und D beisammen. ((du kannsch entscheiden, ob und was er zu Katsu gset hot xD))
Und da die ganze Aktion in der Nacht geschehen soll, brachen wir schlussendlich auf dem Bett, beziehungsweise in Aves Fall, auf der Couch zusammen und schliefen so lange, wie wir konnten und mussten.

Gegen halb vier am Nachmittag schaffte ich es, wieder aufzustehen, wobei ich Ave noch weiterschlafen ließ. Nur wusste ich nicht, was ich jetzt tun sollte. Reden konnte ich mit noch niemandem, schlafen oder essen könnte ich auch nicht, ich war einfach viel zu aufgeregt.
Schließlich zwang ich mich doch, ein paar Bissen zu essen, da ich es mir nicht leisten konnte, nicht in Topform dort aufzukreuzen. Dennoch fing ich dabei an, auf- und abzulaufen und nachzudenken. Dabei ging es vor allem um Ryu.
Wie ging es ihm gerade? Werden wir ihn da rauskriegen? Wir mussten es einfach schaffen. Ich wollte ihn wieder sehen, wieder seine Stimme hören, ihn wieder in den Armen halten und am besten nie mehr loslassen. Ich wollte ihn einfach wieder bei mir haben.
Etwas später war Ave auch wieder wach und meinte, wir sollten uns am besten nochmal etwas zu essen holen, also machten wir einen Kurztrip zum großen M des Kapitalismus. Auch wenn ich dort nicht gerne hinging, hatte das Zeug halt genug Kalorien, um mich für so einen Einsatz zu stärken.

Gegen 11 Uhr abends stiegen wir aus der U-Bahn aus und machten uns auf dem Weg zum gesuchten Haus, wobei ich die Erinnerung an das letzte Mal, als ich Ryu hier hergebracht hatte, nicht ignorieren konnte. Aber das ließ sowohl meine Entschlossenheit als auch meine Wut noch weiter steigen, bis ich wirklich alle Befürchtungen über den Haufen geworfen hatte und nur noch mein Ziel vor Augen hatte.
Einige Minuten später befanden wir uns vor dem inzwischen von mir verhassten Gebäude und ich sah Ave kurz an.
"Na dann mal los", meinte ich mit leiser, aber fester Stimme, als ich den Blick wieder nach vorne wandte.

Nori
Nur nach mehreren Weckversuchen von meinem Bruder rollte ich heute Morgen aus dem Bett, da ich es unter keinen Umständen verlassen wollte, und das aus zwei einfachen Gründen.
1: Die absolute Demotivation, auch nur einen Finger für die Schule zu rühren, was sich in den letzten Wochen drastisch verstärkt hatte.
2: Der absolute Widerwille, die Wärme dieses Hauses, nein, dieses Bettes zu verlassen, denn ich musste mich täglich in Pullover, Schals, Mützen und sonstige dicke Kleidungsstücke einmummeln, damit ich nicht erfror. ((es künnt möglich si, dass er um einiges dünner wora isch... Dramen und so))
Aber ich muss ja etwas für meine akademische Karriere tun, auch wenn es im Moment eher nach Absturz aussieht. Was solls...

In der Klasse grüßte ich kurz Hayashi und Yadashi, dann ließ ich mich lustlos auf meinen Platz fallen und wollte meine Tasche neben mich werfen, als mir etwas ins Auge fiel. Etwas Rotes, um genau zu sein.
Eine Weile lang musterte ich das wollige Objekt eingehend, dann nahm ich es mit skeptischem Blick von seinem Platz, um es mir etwas genauer anzusehen. Es handelte sich ohne Zweifel um eine weihnachtlich aussehende Socke, wie die, die man in Amerika über den Kamin hängt. Aber was zur Hölle machte so eine an meinem Platz?
Vorsichtig zog ich ein gefaltetes Stück Papier heraus, das ich in der Socke fand und fing an, den "Brief" zu lesen.
Das Erste, was ich mich fragte, war, warum er auf Englisch geschrieben wurde. War das irgendeine Strategie? Ich sah mich um und warf auch einen fragenden Blick zu Hayashi, der mir nur einen nichtssagenden Blick zurückwarf und mit den Schultern zuckte. Also konzentrierte ich mich auf den Inhalt. Warum würde sich das irgendjemand antun? Und dann auch noch für mich. Hey, warte mal. Ich wusste ja nicht mal, ob das überhaupt für mich bestimmt war, wahrscheinlich hätte ich das nicht lesen sollen. Es ist zwar wahr, dass ich mich für andere Länder interessiere, aber da bin ich nicht der Einzige in dieser Klasse. Yadashi zum Beispiel ist auch so.
Noch vorsichtiger als vorhin steckte ich den Zettel zurück in die Socke und hing sie wieder an ihren ursprünglichen Bestimmungsort.
Sich denken, da wäre etwas für ihn bestimmt, aber schlussendlich irrt man sich gewaltig und muss es aufgeben... das Gefühl kommt mir bekannt vor.
Vielleicht hätte ich heute doch im Bett bleiben sollen.

Luca
Nachdem die gestrige Reaktion so ausgefallen war, wie sie nun einmal ausgefallen war, hatte ich mir natürlich Gedanken gemacht.
Klar, ich hatte nur das Video und Hayashis Erzählungen, aber es kam mir so vor, als würde er die Sache nicht ablehnen, sondern... ich weiß auch nicht, als würde er es mit etwas negativem verbinden. Das heißt, es galt diese Verbindung... nicht zu kappen. Es half nichts, etwas zu verdrängen. Man musste es eher überschreiben. schlechte Erinnerungen durch stärkere gute ergänzen.
Und dafür musste ich sorgen.
Das hatte ich auch am Ende des Videos noch hinzugefügt... Nun ja, nicht direkt. Eigentlich hatte ich nur gesagt, dass ich mich weiterhin bemühen musste. Manche Dinge musste sogar ich für mich behalten, und auch, wenn es vielleicht nicht danach klang, hatte ich das Gefühl, dass es doch etwas sehr persönliches für ihn war.
Naja, nun hatte ich mir natürlich überlegen müssen, was ich für den zweiten Advent machen sollte. Und nach einigem Brainstorming hatte ich beschlossen, dass hier ein wenig australischer Weihnachtsgeist gefordert war.

Am nächsten Tag stand auf seinem Tisch eine kleine, rot bemalte Musikbox, an die Rändern des Deckels war ein dünner Streifen weißen Fluffs geklebt und auf dem Deckel befand sich ein zweitklassig, aber mit Mühe gepinselter Vogel. Es war nur ein kleines Bastelprojekt gewesen, das wir damals in Australien in ein bis zwei Stunden Kunstunterricht hinter uns gebracht hatten, aber es hatte mir Spaß gemacht und ich hatte die kleine Schachtel seither als Erinnerung an den doch recht kurzen Aufenthalt in Ehren aufbewahrt.
Unter der Box befand sich ein blassroter Brief, der nach Granatapfel und Vanille roch.

Hello again!
This may be a rather unusual christmas gift, at least if we're not talking about Australia. It's really different down there, you know... Everything, the language, the food, the traditions... For example, at easter, freshly engaged couples gather water of a river which they spill on their honeymoon. It sounds funny, but also kinda cute, don't you think so?
Well, I thought you needed some magic of the australian christmas bird. (Isn't it a quite fun thing that they have a bird as a christmas animal? It took me some time to accept it...) It's called the kookaburra, but also pretty well known as the laughing bird. The song on the music box is a childrens song about it and the english text is not really that fitting, but when I was in germany, we for some reason sang the german version at school, it's like magic...
The german lyrics go "Kookaburra nennt sich der kleine Wicht, der mit froher Lachstimme zu uns spricht: Sing, lache immerzu, lachen kann einjeder, so auch du!" Which basically means "Kookaburra called is the little guy speaking to us in a merry voice: sing, laugh all along, everyone can do it, so do you.". Well, that's not a 100% correct translation, but it still sounds kinda nice and the meaning stays the same.
This may seem a bit creepy, but even if I haven't seen you very often or for long, I still think you could use a little laughing magic in your life. Whatever brings you down, whatever is bothering you, I ask you to focus on the little joys given to us day by day, and if it may just be a video of a kookaburra "laughing". (Seriously, they're enjoyable, at leaet if you're me and you haven't had to kisten to a whole orchestra of them in your backyard for hours while trying to focus on an episode of spn) Just try to keep your head up, alright? Or, at least try.

~Your christmas bird

ps: The Sock will get lonely if you leave it here...

Ave
Ich nickte zustimmend und lehnte mich gegen die Mauer, um ihm eine Räuberleiter zu geben. Da wir uns an der äußersten Ecke des Anwesens befanden, war das Risiko, gesehen oder gehört zu werden, im Betracht der Umstände relativ gering. Trotzdem würde unsere Verständigung ab jetzt in Zeichen ablaufen, wir durften auf keinen Fall ein Risiko eingehen...
*vrmmm... vrmmm*
Ich fasste mir an den Kopf. Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Es gab nur eine Person, die diese Nummer hatte, und der hatte ich erklärt, dass ich heute Abend auf gar keinen Fall erreichbar war und eine Störung nicht brauchen konnte.
Ohne lange zu überlegen drückte ich den Anrufer also einfach weg, daraufhin schaltete ich das Ding ganz ab und ging mit einem entschuldigenden Blick zurück in die Position.
Oben angelangt reichte mir Andrei einen Arm und ich zog mich daran hoch. Kaum war ich oben, ließen wir uns auf der anderen Seite auch schon in die Büsche gleiten, um einen Moment im Verborgenen zu lauschen, ob wir in irgendeiner Weise Aufmerksamkeit erregt hatten, aber es blieb so Still wie zuvor. Kein Alarm, keine Hunde... nur zwei Wachen unterhielten sich in ein paar Zig Metern Entfernung, doch nach kurzem Lauschen stellte sich heraus, dass ihr Gesprächsthema in eine absolut andere Richtung ging.
Ich deutete dennnoch in ihre Richtung und wartete auf Andreis Anweisungen.
Der Erste Schritt war überstanden, doch niemand von uns wusste genau, wieviele noch vor uns lagen.

Ave
Irgendwie hatte ich es geschafft, Katsu dazu zu bewegen, sich doch noch zu föhnen, bis ich hier fertig war.
Immerhin hatte er das geschafft, ohne sich gleich einen Elektroschock zuzufügen. Nach dem heutigen Tag hätti ich ihm das sogar ohne Badewanne zugetraut...
Nun hatte ich ihn zum Esstisch zitiert, wo simpel zwei Teller mit Gabel und Messer gedeckt waren, die er gerade skeptisch beäugte.
Auch das Gericht war ziemlich einfach, jedoch einer meiner Lieblinge:
Ich hatte einfach irgendwann vorgekochte Kartoffeln, Speckwürfelchen und ein paar Pilze gesalzen und mit Butter angebraten und dazu Reis gekocht, was ich nun beides nebeneinander auf demTeller poitionierte.
Als optionalen Zusatz hatte ich noch geriebenen Käse auf den Tisch gestellt. Auch der Grüne Salat stand in der Mitte, daneben zwei Schüsseln.
"Itadaikimasu... ich hoffe deine Geschmacksnerven verkraften so ein einfaches Essen."

Nori
Ein weiterer Tag ohne Motivation, und zusätzlich war es noch kälter als gestern. Mir egal, was die Vorschriften sagten, heute hatte ich statt der Uniformjacke einen warmen, flauschigen Pullover über dem Hemd an. Bin das nur ich oder ist der irgendwie größer geworden...

Wieder ging das wie üblich verschlafene "ohayou" in Richtung Hayashi und Yadashi, doch heute blieb ich erst mal ein paar Augenblicke lang stehen, bevor ich mich hinsetzte und starrte die Tischplatte an.
Darauf befand sich nämlich eine winzige, rote Box, auf dessen Oberseite ein Vogel draufgemalt war und an der Seite eine Kurbel herausschaute. Und darunter war schon wieder ein Zettel.
Mit größter Vorsicht, als ob sich ein tollwütiges Tier auf meinem Tisch befinden würde, bewegte ich mich darum herum und setzte mich langsam hin. Wiederum sah ich mich in der Klasse um, und wiederum warf ich einen Blick zu Hayashi, der aussagen sollte: "Du hast sicher nichts damit zu tun?" Er entgegnete mit denselbem Blick als gestern und einem Kopfschütteln.
Ein wenig verwirrt kratzte ich mich kurz am Hinterkopf, dann holte ich abermals vorsichtig den Zettel unter der kleinen Box hervor und faltete ihn auf.
...?
...!
Nachdem ich ungläubig auf den letzten Satz des Briefes gestarrt hatte, lehnte ich mich sehr langsam hinüber und schielte zur Seite meines Tisches hin. Sie war tatsächlich noch da.
Ein paar Sekunden lang versuchte ich, das alles in irgendeinen Zusammenhang zu bringen, aber ich kriegte es einfach nicht her. Ich meine nur... warum? Und vor allem, wer? Ich kannte doch niemanden hier außer Hayashi und Yadashi. An Yamamura verschwende ich jetzt mal lieber keinen Gedanken.
In irgendwelchen inneren Prozessen versunken, drehte ich die Box gedankenverloren in meinen Händen herum, bis mich die Realität wieder zurückholte und ich sie mal vorsichtig öffnete. Wie vermutet befand sich eine kleine Spieluhr darin und ich nahm mal an, dass es sich dabei um das Lied aus dem Brief handeln würde. Nur würde ich das nicht hier und jetzt ausprobieren.
Ich schloss die kleine Holzschachtel wieder, dann fiel mein Blick wieder auf das gestrige "Geschenk". Meint es diese Person überhaupt gut mit mir? Mit Glück (eventuell Unglück) werde ich das schon noch herausfinden...
Für heute nahm ich die Socke langsam von seinem Platz und legte sie zusammen mit der Box behutsam in meine Tasche.

Andrei
Wer auch immer gerade angerufen hatte, konnte sich glücklich schätzen, dass er 1. mich nicht kannte und 2. Ave kannte und unter seinem Schutz stand.
Dennoch schien glücklicherweise alles gut zu gehen, da wir unbemerkt blieben. Ich gab Ave ein kurzes Zeichen, um zu überprüfen, ob er noch den Revolver hatte, den ich ihm überlassen hatte, da er in Sachen Selbstverteidigung etwas mehr Ahnung hatte als ich. Alles schien in Ordnung zu sein, also gab ich ein Zeichen, dass wir hinter dem Haus verschwinden, da sich auf dieser Seite auch eine Hintertür befand.
Ave ging schnell und lautlos voraus, nur streifte ich einen der Büsche, als ich hinauswollte, was man natürlich hören konnte, also war ich nach wenigen Sekunden das Zielobjekt der Wachposten, die mich noch erspähten, bevor ich hinter dem Haus verschwinden konnte.
"Hey! Was tust du da?!", kläffte es aus einigen Metern Entfernung.
Shit. Ich gab Ave ein schnelles Zeichen, dass er sich versteckt halten soll, während ich den Überraschungsmoment dazu nutzte, die beiden Wachen anzurempeln und durch die vordere Pforte hinauszusprinten.
Jetzt hatte ich keine Ahnung mehr, was sich beim Haus abspielen wird, also rannte ich weiter, bis ich langsam eingeholt wurde, da sich die Wachen nicht gerade in einer schlechten körperlichen Verfassung befanden.
Plötzlich ertönten nicht allzu weit hinter mir genau vier Schüsse, und ich spürte einen stechenden Schmerz in meiner linken Schulter. Volltreffer, würde ich sagen.
Mit der Zeit wurde ich immer langsamer, bis ich schlussendlich zum Stillstand kam, woraufhin ich auf die Knie sank, da mein Kreislauf langsam um einiges schwächer wurde.
Also entweder wird es Ave schaffen, oder ich werde hier verbluten, während diese Bastarde dabei zusehen werden.

Luca
Ich konnte nicht genau beurteilen, was er beim gestrigen Geschenk gedacht hatte, auf jeden Fall schien er es jetzt anzunehmen, auch wenn er noch ein wenig verwirrt ausgesehen hatte.
Das hieß, das nächste Geschenk würde ein wenig „normaler“ ausfallen...
Mein imaginärer Blick schweifte durch die imaginäre Sammlung weihnachtlicher Erinnerungsstücke, die in Wahrheit alle... irgendwo waren.

Das, worauf meine Entscheidung schlussendlich fiel, war dann aber doch recht leicht aufzutreiben gewesen: Die kleine Schneekugel, die zuvor auf meinem Schreibtisch gestanden hatte, stand am heutigen Morgen in einem zur Lotusblüte gefalteten, pastellorangenen Zettel, sein Geruch erinnerte an Zimt und Orange, ich war mir jedoch nicht ganz sicher. Es könnte auch Mandarine sein.
In der Schneekugel, die ich in Deutschland auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatte, befand sich eine Tonstatue eines zierlichen kleinen Mädchens mit Engelsflügeln und Heiligenschein.
Oder kurz: das Christkind. Auf der Vorderseite war an dem Podest eine goldene Plakette mit der Inschrift „Frohe Weihnachten“ angebracht.

Hey there!

Glad to see you’re taking care of those Items now.
Today’s gift is, as you maybe can see, something German. “Frohe Weihnachten” is German and means merry Christmas by the way...
The little girl in the ball may look like a basic angel to you, but actually, it’s a depiction of the “Christkind” which means Christ child. If you are familiar with the original Christmas story you will know, that Jesus Christ was the name of Marias child, which she gave birth to on Christmas Eve. The child would later become the prophet of Catholicism and is thought to be god’s son by its followers.
Now this makes it strange. Have you noticed what I mean?
Jesus Christ, a BOY, is obviously the “Christkind”, but anyways, he is always depicted as a little, blonde girl. Which is even more unrealistic because the Christmas Legend plays in Israel and I doubt there to be a naturally blond haired child with blue eyes and light skin. Even if it’s the son of god.
It probably has its origins in Europe’s beauty standards and made it’s way into worldwide Christmas culture....
Something the “Christkind” also refers to are German Christmas markets... Oh how I love and miss them! Of course there also are some in other Countries, but in Germany, Austria and Switzerland, it’s something different to me. Every town, not even worth to call a town if it was located in China or Japan, has their own market, and there’s sweets and music and mulled wine and lights and... Everything is just beautiful. Especially if you get yourself some maroni... That’s chestnuts, but for eating. I don’t know if you have it here, but I don’t think so, at least I haven’t seen them yet, sadly. But good for my wallet, because I cannot physically resist that sweet scent...
Okay, I guess that’s enough for today. I’m getting off theme...
Read ‘ya tomorrow!

ps: Have you ever thought about the word chestnut?

Nori
Heute kam ich ausnahmsweise mal von selbst aus dem Bett, wobei beim Betätigen des Lichtschalters mein Blick auf den Schreibtisch fiel, auf dem ich gestern die beiden kleinen Geschenke gelegt hatte, daneben lagen beide Briefe, ordentlich aufeinandergestapelt. Gestern las ich mir beide nochmal durch und rätselte, wer das ist und warum er sowas tun würde, ich drehte auch ein wenig an der Spieluhr, etwas später ertappte ich mich dabei, wie ich beim Duschen die Melodie summte. Das kam mir vor allem deswegen seltsam vor, weil ich seit Wochen keinen Ohrwurm oder Derartiges hatte.

Ich musste zugeben, dass ich mich heute mit einer gewissen Neugier die Klasse betrat und nach der üblichen Begrüßung mich einfach hinsetzte und die von Papier umgebene Glas-Halbkugel näher zu mir hin zog, um sie etwas genauer zu betrachten. Aber zuerst nahm ich den ziemlich kreativ gefalteten Brief zur Hand und las ihn aufmerksam durch.
Soweit ich weiß, gibt es hier essbare Kastanien... ich erinnerte mich dunkel daran, dass mir meine Eltern mal welche gekauft haben, als ich kleiner war, aber ich mochte sie nicht wirklich. Wahrscheinlich tu ich das jetzt immer noch nicht, wer weiß.
Etwas, was mir anfing, besonders aufzufallen, war, dass der Autor dieser Briefe schon viel gereist sein musste, sonst hatte ich keine Erklärung, woher diese Geschenke kamen.
Mit Vorsicht hob ich die kleine Kugel hoch und stellte sie auf den Kopf, nur um sie dann wieder umzudrehen und den kleinen, künstlichen Flocken zuzusehen, wie sie um den noch kleineren Engel in der undefinierbaren Flüssigkeit herumwirbelten. Mich wunderte es, dass es noch letzte Woche geschneit hatte, jetzt war alles wieder verregnet hier.
Ich legte die Kugel und den Brief in meine Tasche und verbrachte den Rest der ersten Stunde damit, über das Wort "chestnut" zu sinnieren, und den Rest des Schultages lang kritzelte ich gedankenverloren lauter kleine Engel in mein Notizbuch, ohne zu merken, dass ich gerade wieder zu zeichnen begann.